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Landschaft als soziale Konstruktion - Raumwahrnehmung und Imagination am Kaiserstuhl ; The social construction of landscape - perception and imagination of the Kaiserstuhl
Die vorliegende Dissertation entstand innerhalb des DFG Graduiertenkollegs 692-2 „Gegenwartsbezogene Landschaftsgenese“. Sie gehört somit zu einer Reihe von Forschungsarbeiten, die Mensch-Umwelt-Beziehungen und deren Relevanz für die Landschaftsgestaltung im südlichen Oberrheingraben zwischen Schwarzwald und Vogesen untersucht. Im Gegensatz zu den meisten Forschungsprojekten, die anhand anthropogener Spuren der Vergangenheit die Einflüsse des Menschen auf die Landschaftsgenese indirekt erschließen, konzentriert sich die vorliegende Untersuchung auf aktuelle Sichtweisen. Somit konstituiert sich das sozialgeographische Konzept „Landschaft“ nicht in erster Linie materiell, sondern thematisiert den jeweiligen Zusammenhang zwischen Lebensraum und kultureller Praxis. Die Untersuchung analysiert am Beispiel des Kaiserstuhls Wahrnehmungen und Bewertungen der Landschaft und ihrer Veränderungen. Es wird davon ausgegangen, dass der Wandel der Kulturlandschaft stärker als bislang durch überregionale Kräfte angetrieben wird, wobei die weitreichenden meist ökonomisch bedingten Trends jedoch zunächst durch die psychische Reflexion lokaler Akteure „gebrochen“ werden, bevor sie sich in physischen Umstrukturierungsprozessen manifestieren. Um dem Begriff „soziale“ Konstruktion gerecht zu werden, ist die empirische Basis dabei nicht auf ökonomische Bereiche reduziert, sondern wurde sehr breit konzipiert und bezieht die Wahrnehmungen und Bewertungen von Zeitzeugen, Anwohnern, Besuchern, Kindern und Experten aus lokalen Branchen und Verwaltungen ein. Methodisch findet diese Breite in verschiedenen Erhebungsformen ihren Ausdruck, was besonders den sehr unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen der Auskunftspersonen geschuldet ist. Die Ergebnisse wurden über das Konzept des interaktionistischen Konstruktivismus ausgewertet, der aufgrund des gemeinsamen Lebensraumes und der darin in vielfacher Weise bestehenden Interrelationen gemeinsame Sichtweisen impliziert. Aufgrund der unterschiedlichen Lebensphasen und aufgrund thematischer Schwerpunkte ergaben sich daraus jedoch verschiedene Interpretationsstränge. Ein Hauptstrang ist der Zeitfaktor, der besonders bei der Konstruktion von alten Menschen und Kindern deutlich hervortrat. Ein zweiter Schwerpunkt lag auf Landschaftssichtweisen, die sich durch den Filter spezieller Nutzungen ergaben, darunter ist die umfassende „Hauptnutzung“ als Lebensraum durch die Bewohner zu sehen. Weiter sind es bestimmte Teilnutzungen, die die lokal dominanten Branchen Landwirtschaft und Tourismus berührten, wie auch den Naturschutz. Durch die Breite der Untersuchung konnte gezeigt werden, wie stark Wahrnehmung allgemein und somit auch Landschaftswahrnehmung im Speziellen mit der Ausprägung sozialer Parameter (quantitativ) sowie mit individuellen Erfahrungen und kollektiven Werthaltungen (qualitativ) zusammenhängt. Die Frage ist gerade deswegen von besonderer Aktualität, da die Vergrößerung individueller Aktionsräume und kollektiver Bezugsniveaus auf die Abgabe von Verantwortung auf institutioneller Seite (z. B. an die Schule, in der Raumplanung) trifft, beispielsweise wenn von Seiten der Regionalplanung die Eigenständigkeit von Regionen gefördert werden soll. Um an dieser Stelle Konflikte zu vermeiden, ist es wichtig, sich mit den differenzierten Meinungsbildern einer Region zu befassen und dabei nicht nur zu wissen worin, sondern vor allem auch, warum sie bestehen. ; The present thesis is linked to the Graduate College 692-2 „Formation and Development of Present-Day Landscapes”. It is part of a number of different studies examining human-landscape interactions and their relevance for today’s formation of the landscape in the plain of the Upper Rhine and the surrounding uplands, Black Forest and Vosges. Unlike most research projects tracking historical human influences indirectly, this dissertation concentrates on the present perspective. This is because the socio-geographic concept of landscape is not a material one but focuses on mental structures and the interdependences between place and cultural practices. Using the example of the Kaiserstuhl the analysis centers on perception and evaluation of both landscape structures and landscape changes. While it is true that global trends, mostly economic ones, are believed to generate more and more effects on the landscape, it has to be remembered that the trends are first reflected psychologically by local actors before being transferred into physical reorganization. The analysis aims to identify patterns of seeing landscape in order to paint a mental image of the Kaiserstuhl. The term “social construction” refers to an empirical background that is not only reduced to economic interests, but is based on a broader concept that includes the perceptions and evaluations of contemporary witnesses, residents, visitors, children and experts related to the local sectors tourism, agriculture as well as administration. A certain range of instruments for data collec-tion based on the different abilities and interests of the interviewees within the complexity of landscape were specially developed. The results are discussed using the culture-based approach of interactive constructivism which focuses on interrelations and similar ways of seeing as a result of the common factor “living in the same place”. The different ages of the interviewees and their thematic backgrounds have resulted in different strands of interpretation. One main strand is the time-factor. It most obviously emerged from the way elderly people and children construct reality. A second strand was examined through the filter of uses or interests. This was a broad spectrum for the residents and it was more focused on the interests of local topics such as agriculture, tourism and environmental protection. The ex-panded character of the study pointed towards some general parameters of perception including landscape perception, dependence on social parameters (quantitative), individual experiences and collective values (qualitative). The present globalization trends extend individual action spaces as well as collective social net-works while increasingly assuming responsibility for creating policies on behalf of institutions such as schools and planning authorities for the public. This is relevant for landscapes, especially because the departments of regional planning aim to sponsor and encourage more self-reliance and originality from landscape units. In order to minimize conflicts, a sound knowledge of multi-ple “mindscapes” is important. Not only will it give ideas of the different existing images, but also why they persist.
Landschaft als soziale Konstruktion - Raumwahrnehmung und Imagination am Kaiserstuhl ; The social construction of landscape - perception and imagination of the Kaiserstuhl
Die vorliegende Dissertation entstand innerhalb des DFG Graduiertenkollegs 692-2 „Gegenwartsbezogene Landschaftsgenese“. Sie gehört somit zu einer Reihe von Forschungsarbeiten, die Mensch-Umwelt-Beziehungen und deren Relevanz für die Landschaftsgestaltung im südlichen Oberrheingraben zwischen Schwarzwald und Vogesen untersucht. Im Gegensatz zu den meisten Forschungsprojekten, die anhand anthropogener Spuren der Vergangenheit die Einflüsse des Menschen auf die Landschaftsgenese indirekt erschließen, konzentriert sich die vorliegende Untersuchung auf aktuelle Sichtweisen. Somit konstituiert sich das sozialgeographische Konzept „Landschaft“ nicht in erster Linie materiell, sondern thematisiert den jeweiligen Zusammenhang zwischen Lebensraum und kultureller Praxis. Die Untersuchung analysiert am Beispiel des Kaiserstuhls Wahrnehmungen und Bewertungen der Landschaft und ihrer Veränderungen. Es wird davon ausgegangen, dass der Wandel der Kulturlandschaft stärker als bislang durch überregionale Kräfte angetrieben wird, wobei die weitreichenden meist ökonomisch bedingten Trends jedoch zunächst durch die psychische Reflexion lokaler Akteure „gebrochen“ werden, bevor sie sich in physischen Umstrukturierungsprozessen manifestieren. Um dem Begriff „soziale“ Konstruktion gerecht zu werden, ist die empirische Basis dabei nicht auf ökonomische Bereiche reduziert, sondern wurde sehr breit konzipiert und bezieht die Wahrnehmungen und Bewertungen von Zeitzeugen, Anwohnern, Besuchern, Kindern und Experten aus lokalen Branchen und Verwaltungen ein. Methodisch findet diese Breite in verschiedenen Erhebungsformen ihren Ausdruck, was besonders den sehr unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen der Auskunftspersonen geschuldet ist. Die Ergebnisse wurden über das Konzept des interaktionistischen Konstruktivismus ausgewertet, der aufgrund des gemeinsamen Lebensraumes und der darin in vielfacher Weise bestehenden Interrelationen gemeinsame Sichtweisen impliziert. Aufgrund der unterschiedlichen Lebensphasen und aufgrund thematischer Schwerpunkte ergaben sich daraus jedoch verschiedene Interpretationsstränge. Ein Hauptstrang ist der Zeitfaktor, der besonders bei der Konstruktion von alten Menschen und Kindern deutlich hervortrat. Ein zweiter Schwerpunkt lag auf Landschaftssichtweisen, die sich durch den Filter spezieller Nutzungen ergaben, darunter ist die umfassende „Hauptnutzung“ als Lebensraum durch die Bewohner zu sehen. Weiter sind es bestimmte Teilnutzungen, die die lokal dominanten Branchen Landwirtschaft und Tourismus berührten, wie auch den Naturschutz. Durch die Breite der Untersuchung konnte gezeigt werden, wie stark Wahrnehmung allgemein und somit auch Landschaftswahrnehmung im Speziellen mit der Ausprägung sozialer Parameter (quantitativ) sowie mit individuellen Erfahrungen und kollektiven Werthaltungen (qualitativ) zusammenhängt. Die Frage ist gerade deswegen von besonderer Aktualität, da die Vergrößerung individueller Aktionsräume und kollektiver Bezugsniveaus auf die Abgabe von Verantwortung auf institutioneller Seite (z. B. an die Schule, in der Raumplanung) trifft, beispielsweise wenn von Seiten der Regionalplanung die Eigenständigkeit von Regionen gefördert werden soll. Um an dieser Stelle Konflikte zu vermeiden, ist es wichtig, sich mit den differenzierten Meinungsbildern einer Region zu befassen und dabei nicht nur zu wissen worin, sondern vor allem auch, warum sie bestehen. ; The present thesis is linked to the Graduate College 692-2 „Formation and Development of Present-Day Landscapes”. It is part of a number of different studies examining human-landscape interactions and their relevance for today’s formation of the landscape in the plain of the Upper Rhine and the surrounding uplands, Black Forest and Vosges. Unlike most research projects tracking historical human influences indirectly, this dissertation concentrates on the present perspective. This is because the socio-geographic concept of landscape is not a material one but focuses on mental structures and the interdependences between place and cultural practices. Using the example of the Kaiserstuhl the analysis centers on perception and evaluation of both landscape structures and landscape changes. While it is true that global trends, mostly economic ones, are believed to generate more and more effects on the landscape, it has to be remembered that the trends are first reflected psychologically by local actors before being transferred into physical reorganization. The analysis aims to identify patterns of seeing landscape in order to paint a mental image of the Kaiserstuhl. The term “social construction” refers to an empirical background that is not only reduced to economic interests, but is based on a broader concept that includes the perceptions and evaluations of contemporary witnesses, residents, visitors, children and experts related to the local sectors tourism, agriculture as well as administration. A certain range of instruments for data collec-tion based on the different abilities and interests of the interviewees within the complexity of landscape were specially developed. The results are discussed using the culture-based approach of interactive constructivism which focuses on interrelations and similar ways of seeing as a result of the common factor “living in the same place”. The different ages of the interviewees and their thematic backgrounds have resulted in different strands of interpretation. One main strand is the time-factor. It most obviously emerged from the way elderly people and children construct reality. A second strand was examined through the filter of uses or interests. This was a broad spectrum for the residents and it was more focused on the interests of local topics such as agriculture, tourism and environmental protection. The ex-panded character of the study pointed towards some general parameters of perception including landscape perception, dependence on social parameters (quantitative), individual experiences and collective values (qualitative). The present globalization trends extend individual action spaces as well as collective social net-works while increasingly assuming responsibility for creating policies on behalf of institutions such as schools and planning authorities for the public. This is relevant for landscapes, especially because the departments of regional planning aim to sponsor and encourage more self-reliance and originality from landscape units. In order to minimize conflicts, a sound knowledge of multi-ple “mindscapes” is important. Not only will it give ideas of the different existing images, but also why they persist.
Landschaft als soziale Konstruktion - Raumwahrnehmung und Imagination am Kaiserstuhl ; The social construction of landscape - perception and imagination of the Kaiserstuhl
Kook, Karin Sabine (Autor:in)
01.01.2009
Hochschulschrift
Elektronische Ressource
Deutsch
Landschaft als soziale Konstruktion - Raumwahrnehmung und Imagination am Kaiserstuhl
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