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Vertikalisierung im brasilianischen Wohnungsbau : Analyse von innerstädtischen Hochhaus-Quartieren in Goiânia
Im Wohnungsbau in Brasilien zeigt sich eine rasante Zunahme von innerstädtischen Apartmenthochhäusern, wobei sich viele Quartiere zu vertikalen Stadtteilen entwickeln. Ein genauerer Blick lässt erkennen, dass die vertikalen Stadtteile relativ gut situierte Stadtteile sind, Wohntürme und Apartmenthäuser sind offensichtlich die bevorzugte Wohnform der Mittel- und Oberschichten. Die untere Mittelschicht ist auf den sozialen Wohnungsbau angewiesen, der oft auch mehrgeschossig ist, aber aufgrund seiner minimalen Standards und peripheren Lage in keiner Weise mit den luxuriösen Apartmenttürmen der reicheren Bevölkerung zu vergleichen ist. Die einkommensschwachen Schichten, zu denen oft die Hälfte der Stadtbevölkerung zählt, leben in den Favelas oder in irregulären Parzellierungen (loteamentos clandestinos) am Stadtrand, wo sie ihre einfachen „Einfamilienhäuser“ in Selbsthilfe bauen. Die auffällige vertikale Verdichtung der gehobenen Wohnviertel in Brasilien wirft die Frage nach den Gründen auf. Das rasche Wachstum einer kaufkräftigen Mittelschicht, die Knappheit an erschlossenem städtischem Boden in attraktiver Lage und der hoch spekulative Immobilienmarkt liefern erste Antworten auf die Frage nach den Ursachen der vertikalen Transformation. Eine wichtige Rolle spielt auch das Sicherheitsbedürfnis der gehobenen Mittelschicht, die das bewachte Apartmenthaus als eine realtiv sichere „Mini-Gated-Community“ schätzt. Dennoch bleiben Fragen offen: Warum ist dies gerade in Brasilien der Fall, wo doch anderswo die besseren Schichten in der Regel eindeutig das freistehende Einfamilienhaus bevorzugen? Warum werden in Brasilien große und kleine Städte gleichermaßen vom „vertikalen Wohnen“ erfasst, wo doch viele Provinzstädte auch horizontal fast unbegrenzt wachsen könnten? Und schließlich: Entspricht das vertikale Wohnen tatsächlich den Wohnpräferenzen der (oberen) Mittelschicht, oder ist diese vor allem deshalb auf den “komfortablen” Wohnturm angewiesen, weil es aufgrund der marktbeherrschenden Stellung großer Immobilienfirmen und Bauunternehmen kaum Alternativen gibt? Darüber hinaus will die Forschung natürlich auch Fragen nach der städtebaulichen Struktur und Qualität der vertikalen Mittelschicht-Quartiere beantworten. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Basierend auf einer Literatur-Recherche wird im ersten Teil die historische Entwicklung des Pariser Apartmenthauses im 19. Jahrhundert dargestellt, weil dies auch Hinweise auf die historische Entwicklung der Wohnpräferenzen in Brasilien gibt; sodann wird der städtebauliche Vertikalisierungsprozess am Beispiel der Megastädte Rio de Janeiro und São Paulo dargestellt. Der zweite Teil enthält die Fallstudie Goiânia, die Hauptstadt des Bundesstaates Goiás. Diese Ein-Millionen-Stadt liegt im Planalto Central, der Hochebene im Landesinneren und ist etwa 200 Kilometer von Brasilia entfernt. Die Fallstudie zeigt, dass die rasche Vertikalisierung der gehobenen Wohnquartiere sich nicht auf die großen Metropolen beschränkt, sondern ein durchgängiges Phänomen in allen größeren brasilianischen Städten ist. Im Rahmen der Fallstudie wurden Daten und Informationen in 4 ausgewählten vertikale Mittelschicht-Quartieren erhoben, um diese nach Bewohnern, Bodennutzung und Bautypologie zu charakterisieren. Die quantitativen und qualitativen Daten bzw. Informationen zeigen die unterschiedlichen Akteure und Einflussfaktoren, die maßgeblich sind für die städtebauliche Transformation dieser Quartiere. Ein systematischer Vergleich, Schlussfolgerungen und Thesen zur vertikalen Entwicklung von Mittelschicht-Quartieren schließen die Arbeit ab.
Vertikalisierung im brasilianischen Wohnungsbau : Analyse von innerstädtischen Hochhaus-Quartieren in Goiânia
Im Wohnungsbau in Brasilien zeigt sich eine rasante Zunahme von innerstädtischen Apartmenthochhäusern, wobei sich viele Quartiere zu vertikalen Stadtteilen entwickeln. Ein genauerer Blick lässt erkennen, dass die vertikalen Stadtteile relativ gut situierte Stadtteile sind, Wohntürme und Apartmenthäuser sind offensichtlich die bevorzugte Wohnform der Mittel- und Oberschichten. Die untere Mittelschicht ist auf den sozialen Wohnungsbau angewiesen, der oft auch mehrgeschossig ist, aber aufgrund seiner minimalen Standards und peripheren Lage in keiner Weise mit den luxuriösen Apartmenttürmen der reicheren Bevölkerung zu vergleichen ist. Die einkommensschwachen Schichten, zu denen oft die Hälfte der Stadtbevölkerung zählt, leben in den Favelas oder in irregulären Parzellierungen (loteamentos clandestinos) am Stadtrand, wo sie ihre einfachen „Einfamilienhäuser“ in Selbsthilfe bauen. Die auffällige vertikale Verdichtung der gehobenen Wohnviertel in Brasilien wirft die Frage nach den Gründen auf. Das rasche Wachstum einer kaufkräftigen Mittelschicht, die Knappheit an erschlossenem städtischem Boden in attraktiver Lage und der hoch spekulative Immobilienmarkt liefern erste Antworten auf die Frage nach den Ursachen der vertikalen Transformation. Eine wichtige Rolle spielt auch das Sicherheitsbedürfnis der gehobenen Mittelschicht, die das bewachte Apartmenthaus als eine realtiv sichere „Mini-Gated-Community“ schätzt. Dennoch bleiben Fragen offen: Warum ist dies gerade in Brasilien der Fall, wo doch anderswo die besseren Schichten in der Regel eindeutig das freistehende Einfamilienhaus bevorzugen? Warum werden in Brasilien große und kleine Städte gleichermaßen vom „vertikalen Wohnen“ erfasst, wo doch viele Provinzstädte auch horizontal fast unbegrenzt wachsen könnten? Und schließlich: Entspricht das vertikale Wohnen tatsächlich den Wohnpräferenzen der (oberen) Mittelschicht, oder ist diese vor allem deshalb auf den “komfortablen” Wohnturm angewiesen, weil es aufgrund der marktbeherrschenden Stellung großer Immobilienfirmen und Bauunternehmen kaum Alternativen gibt? Darüber hinaus will die Forschung natürlich auch Fragen nach der städtebaulichen Struktur und Qualität der vertikalen Mittelschicht-Quartiere beantworten. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert. Basierend auf einer Literatur-Recherche wird im ersten Teil die historische Entwicklung des Pariser Apartmenthauses im 19. Jahrhundert dargestellt, weil dies auch Hinweise auf die historische Entwicklung der Wohnpräferenzen in Brasilien gibt; sodann wird der städtebauliche Vertikalisierungsprozess am Beispiel der Megastädte Rio de Janeiro und São Paulo dargestellt. Der zweite Teil enthält die Fallstudie Goiânia, die Hauptstadt des Bundesstaates Goiás. Diese Ein-Millionen-Stadt liegt im Planalto Central, der Hochebene im Landesinneren und ist etwa 200 Kilometer von Brasilia entfernt. Die Fallstudie zeigt, dass die rasche Vertikalisierung der gehobenen Wohnquartiere sich nicht auf die großen Metropolen beschränkt, sondern ein durchgängiges Phänomen in allen größeren brasilianischen Städten ist. Im Rahmen der Fallstudie wurden Daten und Informationen in 4 ausgewählten vertikale Mittelschicht-Quartieren erhoben, um diese nach Bewohnern, Bodennutzung und Bautypologie zu charakterisieren. Die quantitativen und qualitativen Daten bzw. Informationen zeigen die unterschiedlichen Akteure und Einflussfaktoren, die maßgeblich sind für die städtebauliche Transformation dieser Quartiere. Ein systematischer Vergleich, Schlussfolgerungen und Thesen zur vertikalen Entwicklung von Mittelschicht-Quartieren schließen die Arbeit ab.
Vertikalisierung im brasilianischen Wohnungsbau : Analyse von innerstädtischen Hochhaus-Quartieren in Goiânia
Verticalization in the Brazilian housing construction : analysis of inner city high-rise neighborhoods in Goiânia
Thung, Tanja Michaela (Autor:in) / Universität Stuttgart (Gastgebende Institution)
2009
Sonstige
Elektronische Ressource
Deutsch
apartment high-rises , verticalization , Brazil / housing construction , socio-spacial segregation , real estate speculation , Apartmenthochhaus , Vertikalisierung , Brasilien / Wohnungsbau , sozial-räumliche Segregation , Immobilienspekulation , Hochhaus , Brasilien , Wohnungsbau , Apartment , Apartmenthaus , Goiás , Immobilienweltmarkt
DDC:
720
Windlast im innerstädtischen Bereich : Messungen am neuen Commerzbank-Hochhaus in Frankfurt/Main
UB Braunschweig | 1998
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