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Netzwerkgetragene Freiräume : ein Freiraumtypus digitalmoderner Raumproduktion
Die Digitalisierung unseres täglichen Erlebens hat das Zeitempfinden bereits substanziell verändert. Trotz vielfältiger Effizienzversprechen fühlt sich Zeit dennoch für die meisten als besonders knappes Gut an. Das veränderte Zeitempfinden ist ein allgemein wahrnehmbares Symptom dafür, dass die Digitalisierung bereits sehr viele Bereiche der Gesellschaft erfasst hat, von Dienstleistungen aller Art und der Automation der Industrie, über Kultur und Kommunikation bis hin zu Architekturen und Aushandlungen des Raums in unseren Städten. Sowohl die digitalen Entgrenzungen als auch die damit einhergehenden Begrenzungen verändern nicht nur unsere Wahrnehmung, sondern ebenso unser Denken und Handeln sowie das soziale Miteinander. Vor dem Hintergrund fokussiert diese Arbeit auf einen bedeutsamen Aspekt der Digitalisierung, der bislang kaum damit in Verbindung gebracht wurde: der Produktion von Freiraum. Die Arbeit geht dabei davon aus, dass die Digitalisierung und ihre Folgen den urbanen Raum verändern und neue Freiräume in der analogen Welt erschließen. Das findet seinen Ausdruck darin, dass immer mehr digital-moderne Akteure in realen urbanen Freiräumen aktiv sind und daran mitwirken. Dabei werden ganz selbstverständlich digitale Werkzeuge zur vielfältigen Kommunikation wie Verabreden, Auffinden, Darüber-Berichten, Kartieren usw. verwendet. Das vorhandene Angebot eines klassischen Freiraums in der europäischen Stadt – wie eine öffentliche Parkanlage – kann das Verlangen der Akteure nach Mitwirkung nicht mehr bedienen. Einen Park zum Zweck der konventionellen Erholung zu nutzen, hat selbstverständlich seine Berechtigung, eröffnet aber für die Mitwirkung kaum Möglichkeiten. Selbst das Angebot sich an der Gestaltung eines Freiraums über ein Partizipationsverfahren zu beteiligen, genügt nicht mehr. Die Aushandlung und die Veränderung einer räumlichen Situation soll nach Auffassung von intentionalen und auf Mitwirkung bedachten Akteuren in der Jetzt-Zeit stattfinden, im Raum eigene sichtbare Spuren hinterlassen und den Bewohnern der Stadt zugutekommen. Der klassische Freiraum ist dafür nicht vorgesehen, d.h. für die Freiraumplanung lassen sich insbesondere Ungeduld und Unbestimmtheit kaum in konventionelle Planungsprozesse integrieren. Dennoch gelingt es Akteuren aus der Zivilgesellschaft zunehmend gemeinschaftlich neue urbane Freiräume zu etablieren und zu veröffentlichen. Sie ermöglichen nicht nur das Mitgestalten und Mit machen, sondern erfordern es zugleich. Dabei handelt es sich oft um Flächen, die sich durch das Beharren Einzelner und deren Vernetzung mit weiteren – auch nicht-intentionalen – Akteuren zu zeitlich ungewiss lang bestehenden Räumen der Mitwirkung verändern. Die Motivation für die vorliegende Arbeit ist deshalb, diesen veränderlichen Freiraum umfassend zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse zu einem anwendbaren Konstrukt typologisch zusammenzuführen. Dazu wird eine innovative Methode entwickelt. Sie ermöglicht, das als netzwerkgetragener Freiraum benannte Konstrukt im Kontext urbaner Akteur-Netzwerkstrukturen sowie der Zeitepoche der Digitalmoderne und ihrer Wechselwirkungen einzuordnen und besser verstehen zu können. Das soziale und räumliche Phänomen wird hier anhand von sechs Fallstudien aus verschiedenen europäischen Städten detailliert analysiert. Aus den so extrahierten Beobachtungen wird das Konstrukt des netzwerkgetragenen Freiraums erarbeitet und mit erläuternden Attributen untersetzt. Als grundlegende Konsequenz folgt, dass sich der entscheidende Unterschied zu anderen Freiraumtypen in der Art der Freiraumproduktion zeigt. In diesem Zusammenhang wird das durch die beteiligten Akteure immer wieder aufs Neue auszuhandelnde Maß an Kontinuität und Temporalität als wesentlich herausgestellt und anhand konkreter Eigenschaften des Raums wie Zugänglichkeit, Nutzbarkeit oder Veränderbarkeit sichtbar gemacht. Ein wegweisendes Ergebnis der Fallstudienuntersuchung ist, dass netzwerkgetragene Freiräume weder eine von vorn herein zeitlich begrenzte Zwischennutzung sind, noch auf einem hierarchischen Produktions- oder Organisationsprinzip basieren. Sie sind vielmehr ein soziales Produkt der Digitalmoderne: vernetzt und offen, selbstwirksam und individuell, in Teilen reversibel und ausgeprägt dynamisch.
Netzwerkgetragene Freiräume : ein Freiraumtypus digitalmoderner Raumproduktion
Die Digitalisierung unseres täglichen Erlebens hat das Zeitempfinden bereits substanziell verändert. Trotz vielfältiger Effizienzversprechen fühlt sich Zeit dennoch für die meisten als besonders knappes Gut an. Das veränderte Zeitempfinden ist ein allgemein wahrnehmbares Symptom dafür, dass die Digitalisierung bereits sehr viele Bereiche der Gesellschaft erfasst hat, von Dienstleistungen aller Art und der Automation der Industrie, über Kultur und Kommunikation bis hin zu Architekturen und Aushandlungen des Raums in unseren Städten. Sowohl die digitalen Entgrenzungen als auch die damit einhergehenden Begrenzungen verändern nicht nur unsere Wahrnehmung, sondern ebenso unser Denken und Handeln sowie das soziale Miteinander. Vor dem Hintergrund fokussiert diese Arbeit auf einen bedeutsamen Aspekt der Digitalisierung, der bislang kaum damit in Verbindung gebracht wurde: der Produktion von Freiraum. Die Arbeit geht dabei davon aus, dass die Digitalisierung und ihre Folgen den urbanen Raum verändern und neue Freiräume in der analogen Welt erschließen. Das findet seinen Ausdruck darin, dass immer mehr digital-moderne Akteure in realen urbanen Freiräumen aktiv sind und daran mitwirken. Dabei werden ganz selbstverständlich digitale Werkzeuge zur vielfältigen Kommunikation wie Verabreden, Auffinden, Darüber-Berichten, Kartieren usw. verwendet. Das vorhandene Angebot eines klassischen Freiraums in der europäischen Stadt – wie eine öffentliche Parkanlage – kann das Verlangen der Akteure nach Mitwirkung nicht mehr bedienen. Einen Park zum Zweck der konventionellen Erholung zu nutzen, hat selbstverständlich seine Berechtigung, eröffnet aber für die Mitwirkung kaum Möglichkeiten. Selbst das Angebot sich an der Gestaltung eines Freiraums über ein Partizipationsverfahren zu beteiligen, genügt nicht mehr. Die Aushandlung und die Veränderung einer räumlichen Situation soll nach Auffassung von intentionalen und auf Mitwirkung bedachten Akteuren in der Jetzt-Zeit stattfinden, im Raum eigene sichtbare Spuren hinterlassen und den Bewohnern der Stadt zugutekommen. Der klassische Freiraum ist dafür nicht vorgesehen, d.h. für die Freiraumplanung lassen sich insbesondere Ungeduld und Unbestimmtheit kaum in konventionelle Planungsprozesse integrieren. Dennoch gelingt es Akteuren aus der Zivilgesellschaft zunehmend gemeinschaftlich neue urbane Freiräume zu etablieren und zu veröffentlichen. Sie ermöglichen nicht nur das Mitgestalten und Mit machen, sondern erfordern es zugleich. Dabei handelt es sich oft um Flächen, die sich durch das Beharren Einzelner und deren Vernetzung mit weiteren – auch nicht-intentionalen – Akteuren zu zeitlich ungewiss lang bestehenden Räumen der Mitwirkung verändern. Die Motivation für die vorliegende Arbeit ist deshalb, diesen veränderlichen Freiraum umfassend zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse zu einem anwendbaren Konstrukt typologisch zusammenzuführen. Dazu wird eine innovative Methode entwickelt. Sie ermöglicht, das als netzwerkgetragener Freiraum benannte Konstrukt im Kontext urbaner Akteur-Netzwerkstrukturen sowie der Zeitepoche der Digitalmoderne und ihrer Wechselwirkungen einzuordnen und besser verstehen zu können. Das soziale und räumliche Phänomen wird hier anhand von sechs Fallstudien aus verschiedenen europäischen Städten detailliert analysiert. Aus den so extrahierten Beobachtungen wird das Konstrukt des netzwerkgetragenen Freiraums erarbeitet und mit erläuternden Attributen untersetzt. Als grundlegende Konsequenz folgt, dass sich der entscheidende Unterschied zu anderen Freiraumtypen in der Art der Freiraumproduktion zeigt. In diesem Zusammenhang wird das durch die beteiligten Akteure immer wieder aufs Neue auszuhandelnde Maß an Kontinuität und Temporalität als wesentlich herausgestellt und anhand konkreter Eigenschaften des Raums wie Zugänglichkeit, Nutzbarkeit oder Veränderbarkeit sichtbar gemacht. Ein wegweisendes Ergebnis der Fallstudienuntersuchung ist, dass netzwerkgetragene Freiräume weder eine von vorn herein zeitlich begrenzte Zwischennutzung sind, noch auf einem hierarchischen Produktions- oder Organisationsprinzip basieren. Sie sind vielmehr ein soziales Produkt der Digitalmoderne: vernetzt und offen, selbstwirksam und individuell, in Teilen reversibel und ausgeprägt dynamisch.
Netzwerkgetragene Freiräume : ein Freiraumtypus digitalmoderner Raumproduktion
Network-borne open spaces - an open space type of digital modern space production
Kurths, Andreas (author) / Giseke, Undine (tutor) / Siedentop, Stefan (tutor)
2022
1 Online-Ressource (301 Seiten)
Theses
Electronic Resource
German
Raumproduktion im postindustriellen Zeitalter
British Library Online Contents | 2003
|Rationelle Visionen : Raumproduktion in der DDR
TIBKAT | 2019
|Raumforschung und Raumproduktion Markus Jatsch und Gunther Laux
British Library Online Contents | 2002
|Spatial Commons versus Separate Spaces : Zwei Modi der urbanen Raumproduktion
TIBKAT | 2021
|Eine Frage der Organisation - Informelle Sportpraktiken als Herausforderung der Raumproduktion
Online Contents | 2002
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