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Ephemere Kulträume : Raum und Material nationalsozialistischer Masseninszenierungen 1933-1939 ; Ephemeral Cult Sites : The Staging of Space and Material at Nazi Mass Rallies 1933-1939
Im Nationalsozialismus bildeten Festplätze und Paradestraßen unmenschlichen Maßstabes den Handlungsrahmen politischer Massenfeiern. An neu verordneten und kalendarisch fest verankerten Feiertagen wurde – stets in Ausrichtung auf den autokratischen „Führer“ – die Nation als Mythos beschworen. Dabei sollte an eine Opfer- und Vernichtungsbereitschaft appelliert werden, die sich teilweise sogar in inszenierten Kriegsspielen, vor allem aber in der ideologischen Umformung, Belegung und politischen Verwendung von Raum und Material artikulierte. Als Feierstätten wurden nach Möglichkeit geschichtsträchtige Orte ausgewählt oder Bezüge zu nobilitierenden Bauten hergestellt. Fehlten historische Anbindungen wurden sie hemmungslos dem propagandistischen Zweck entsprechend konstruiert. Ob zum Reichserntedankfest oder zum Heldengedenktag – alle Festplätze wurden reichsweit mit einem festgelegten und ritualisierten Schmückungsapparat „gleichgeschaltet“, den man in nur kurzer Zeit etabliert hatte, und der als Zeichen völkischer Verbundenheit dienen sollte. Entsprechend war die obligatorische und aktive Beteiligung der Bevölkerung an einer reichsweiten Schmückung zu lesen. Die gleiche nationale Geste wurde materialikonographisch durch die ausschließliche Verwendung heimischer, bodenständiger Materialien wie Holz oder Eichenblätter chiffriert – dementsprechend wurden „fremdländische“ Substanzen verbannt. Damit wurde jedes im Festraum verwendete Material politisiert und nationalisiert. Analog zur Darstellung und Propagierung von Hitler als messianische Lichtgestalt wurden diese Feierstätten als quasi-religiöse Kulträume inszeniert: Einerseits durch eine lithurgische Ausstattung, die den quasi-religiösen Landungen diente, und andererseits durch ihre Abgrenzung von profanen Alltagsbezügen, wie von großstädtischen Kulissen. Doch erst die Verwendung ephemerer Materialien ermöglichte die Schaffung von universellen und allmächtigen Natur- und Ewigkeitsbezügen. Genau jene Beschwörung erhabener Sphären, wie die des Himmels, war als ...
Ephemere Kulträume : Raum und Material nationalsozialistischer Masseninszenierungen 1933-1939 ; Ephemeral Cult Sites : The Staging of Space and Material at Nazi Mass Rallies 1933-1939
Im Nationalsozialismus bildeten Festplätze und Paradestraßen unmenschlichen Maßstabes den Handlungsrahmen politischer Massenfeiern. An neu verordneten und kalendarisch fest verankerten Feiertagen wurde – stets in Ausrichtung auf den autokratischen „Führer“ – die Nation als Mythos beschworen. Dabei sollte an eine Opfer- und Vernichtungsbereitschaft appelliert werden, die sich teilweise sogar in inszenierten Kriegsspielen, vor allem aber in der ideologischen Umformung, Belegung und politischen Verwendung von Raum und Material artikulierte. Als Feierstätten wurden nach Möglichkeit geschichtsträchtige Orte ausgewählt oder Bezüge zu nobilitierenden Bauten hergestellt. Fehlten historische Anbindungen wurden sie hemmungslos dem propagandistischen Zweck entsprechend konstruiert. Ob zum Reichserntedankfest oder zum Heldengedenktag – alle Festplätze wurden reichsweit mit einem festgelegten und ritualisierten Schmückungsapparat „gleichgeschaltet“, den man in nur kurzer Zeit etabliert hatte, und der als Zeichen völkischer Verbundenheit dienen sollte. Entsprechend war die obligatorische und aktive Beteiligung der Bevölkerung an einer reichsweiten Schmückung zu lesen. Die gleiche nationale Geste wurde materialikonographisch durch die ausschließliche Verwendung heimischer, bodenständiger Materialien wie Holz oder Eichenblätter chiffriert – dementsprechend wurden „fremdländische“ Substanzen verbannt. Damit wurde jedes im Festraum verwendete Material politisiert und nationalisiert. Analog zur Darstellung und Propagierung von Hitler als messianische Lichtgestalt wurden diese Feierstätten als quasi-religiöse Kulträume inszeniert: Einerseits durch eine lithurgische Ausstattung, die den quasi-religiösen Landungen diente, und andererseits durch ihre Abgrenzung von profanen Alltagsbezügen, wie von großstädtischen Kulissen. Doch erst die Verwendung ephemerer Materialien ermöglichte die Schaffung von universellen und allmächtigen Natur- und Ewigkeitsbezügen. Genau jene Beschwörung erhabener Sphären, wie die des Himmels, war als ...
Ephemere Kulträume : Raum und Material nationalsozialistischer Masseninszenierungen 1933-1939 ; Ephemeral Cult Sites : The Staging of Space and Material at Nazi Mass Rallies 1933-1939
Livings, Frances (author) / Wagner, Monika (Prof. Dr.)
2003-01-01
Theses
Electronic Resource
German
Materialikonographie , Politische Ikonographie , ephemeres Material , Raumgestaltung , Lichtarchitektur , material-iconography , political mass rallies , cathedral of light , political iconography , megalomania , 720 Architektur , 20.10 Kunst und Gesellschaft , 20.20 Ikonographie , 20.22 Natur , 21.60 Baugeschichte: Allgemeines , 21.74 Landschaftsgestaltung , Gartenkunst , Speer , Albert , Bildprogramm , Hitler , Adolf , Machtergreifung <Motiv> , Machtergreifung , Erster Mai , Erster Mai <Motiv> , Erntedankfest , Erntedank , ddc:720
Ephemere Kulträume : Raum und Material nationalsozialistischer Masseninszenierungen 1933-1939
UB Braunschweig | 2003
|Politische Metaphorik bei Otto Dix 1933-1939
DataCite | 2015
|SERIE - RAUM UND MATERIAL 11 - Ephemere Strukturen - Christiane Sauer
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