A platform for research: civil engineering, architecture and urbanism
Stadt entwickeln mit Methoden der Guerilla?
Von der Wirkung des Irregulären
Seit einiger Zeit begegnet einem das Wort Guerilla in überraschenden Zusammenhängen und seltsamen Kombinationen. Unzweifelhaft handelt es sich derzeit um ein Modewort, das gerne genutzt wird, um eigene Ideen und Vorstellungen attraktiv „zu labeln“ und von der Anziehungskraft des Wortes zu profitieren. Der Begriff aus der Kriegstheorie steht für eine asymmetrische Kriegsführung, bei der ein machtloser gegen einen stärkeren Kontrahenten irregulär zu Felde zieht, was sich vornehmlich auf der taktischen Ebene zeigt. Zudem besitzt das Wort neben militärischen Inhalten auch eine ideologisch und mythologische Beladung, hervorgerufen durch erfolgreiche Guerillas, die im Deckmantel des Kommunismus geführt wurden. Eine Guerilla ist grundsätzlich ein Kampf für eine schwächere, alternative Idee oder für eine Befreiung von bestehenden Strukturen und Vorstellungen. Zu konfliktreichen Prozessen der Stadtentwicklung, passt der Begriff erstaunlich gut. Neben aktivistischen Bürgerinitiativen und Eigenschaften von kulturellen Interventionen im Stadtraum, kann man auch den „Kampf“ von Zwischennutzungen um ihre Verstetigung mit dem taktischen Vorgehen und den strategischen Zielen einer Guerilla vergleichen. Werden die ursprünglich militanten Methoden aus dem militärischen Kontext gezogen, lässt sich die charakteristische Irregularität einer Guerilla beim Kommunikations- und Kooperationsvermögen der zeitgenössischen Guerilleros erkennen. Die irreguläre Kommunikation soll neben Aufmerksamkeitsgewinn auch Rezipienten in ihrer Wahrnehmung stören und sie so zur Reflexion und letztendlich zur Unterstützung bringen. Mit dem Eingehen taktischer Kooperationen wiederum können die schwächeren Guerilleros einen Mangel an Ressourcen ausgleichen und an Stärke gewinnen. Bei der Verwendung des Wortes Guerilla muss immer auch der „Initiator“ bzw. die „Initiatorin“ betrachtet werden. Entweder will vom konnotativen Glanz des Wortes profitiert oder einem Konflikt, eine besondere Qualität zuweisen werden. Das irreguläre Vorgehen, das nun teilweise mit Guerilla tituliert wird, ist indes nichts Neues. Systemische Veränderungen bedürfen solchen Impulsen von „Außen“ und verlangen von den „Machthaber“ nach entsprechender Anpassung oder nach adäquaten Anti-Guerilla Methoden. Eine auf irreguläre Weise dargelegte Alternative kann sich in bestehende Systeme integrieren und in ihnen aufgehen. Viele alternative Ideen galten anfangs als Spinnerei und sind heute beispielsweise in der Stadtplanung gängige Praxis. Online-Version im Universitätsverlag der TU Berlin (www.univerlag.tu-berlin.de) erschienen
Stadt entwickeln mit Methoden der Guerilla?
Von der Wirkung des Irregulären
Seit einiger Zeit begegnet einem das Wort Guerilla in überraschenden Zusammenhängen und seltsamen Kombinationen. Unzweifelhaft handelt es sich derzeit um ein Modewort, das gerne genutzt wird, um eigene Ideen und Vorstellungen attraktiv „zu labeln“ und von der Anziehungskraft des Wortes zu profitieren. Der Begriff aus der Kriegstheorie steht für eine asymmetrische Kriegsführung, bei der ein machtloser gegen einen stärkeren Kontrahenten irregulär zu Felde zieht, was sich vornehmlich auf der taktischen Ebene zeigt. Zudem besitzt das Wort neben militärischen Inhalten auch eine ideologisch und mythologische Beladung, hervorgerufen durch erfolgreiche Guerillas, die im Deckmantel des Kommunismus geführt wurden. Eine Guerilla ist grundsätzlich ein Kampf für eine schwächere, alternative Idee oder für eine Befreiung von bestehenden Strukturen und Vorstellungen. Zu konfliktreichen Prozessen der Stadtentwicklung, passt der Begriff erstaunlich gut. Neben aktivistischen Bürgerinitiativen und Eigenschaften von kulturellen Interventionen im Stadtraum, kann man auch den „Kampf“ von Zwischennutzungen um ihre Verstetigung mit dem taktischen Vorgehen und den strategischen Zielen einer Guerilla vergleichen. Werden die ursprünglich militanten Methoden aus dem militärischen Kontext gezogen, lässt sich die charakteristische Irregularität einer Guerilla beim Kommunikations- und Kooperationsvermögen der zeitgenössischen Guerilleros erkennen. Die irreguläre Kommunikation soll neben Aufmerksamkeitsgewinn auch Rezipienten in ihrer Wahrnehmung stören und sie so zur Reflexion und letztendlich zur Unterstützung bringen. Mit dem Eingehen taktischer Kooperationen wiederum können die schwächeren Guerilleros einen Mangel an Ressourcen ausgleichen und an Stärke gewinnen. Bei der Verwendung des Wortes Guerilla muss immer auch der „Initiator“ bzw. die „Initiatorin“ betrachtet werden. Entweder will vom konnotativen Glanz des Wortes profitiert oder einem Konflikt, eine besondere Qualität zuweisen werden. Das irreguläre Vorgehen, das nun teilweise mit Guerilla tituliert wird, ist indes nichts Neues. Systemische Veränderungen bedürfen solchen Impulsen von „Außen“ und verlangen von den „Machthaber“ nach entsprechender Anpassung oder nach adäquaten Anti-Guerilla Methoden. Eine auf irreguläre Weise dargelegte Alternative kann sich in bestehende Systeme integrieren und in ihnen aufgehen. Viele alternative Ideen galten anfangs als Spinnerei und sind heute beispielsweise in der Stadtplanung gängige Praxis. Online-Version im Universitätsverlag der TU Berlin (www.univerlag.tu-berlin.de) erschienen
Stadt entwickeln mit Methoden der Guerilla?
Von der Wirkung des Irregulären
Schertel, Daniel (author) / Technische Universität Berlin (host institution)
2012
Miscellaneous
Electronic Resource
Unknown
DDC:
710
Stadt entwickeln mit Methoden der Guerilla? : von der Wirkung des Irregulären
TIBKAT | 2012
|Automotive engineering | 1985
|Stadt entwickeln, Stadt regulieren
Online Contents | 1994
|British Library Conference Proceedings | 1992
|Squatting Geometries - Guerilla Barcelona
British Library Online Contents | 2005
|