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Geometrie und Stadtgestalt
In der Erforschung der Städtebaukunst stehen die bildenden Künste im Vordergrund. Die Frage nach den technischen Künsten wird kaum gestellt, obwohl der Entwurf des Architekten nicht nur von individueller Intuition, sondern im gleichen Maße auch vom technisch Machbaren geprägt ist. Um aber das der Planung frühneuzeitlicher Städte zugrunde liegende Konstruktionsschema und die Planungsintention erkennen zu können, ist es notwendig die Städtebau- mit der Technikgeschichte zu verbinden. Die in den Tratakten zur geometria practica und zur architectura militaris beschriebenen Konstruktions- und Vermessungsmethoden werden städtebaulichen Planungen der Frühen Neuzeit gegenübergestellt. An einzelnen Fallstudien, die vom Ende der mittelalterlichen Stadtplanung bis hin zu barocken Stadterweiterungen reichen, wird untersucht, wie das Planungswerkzeug die Entwurfssprache des Architekten beeinflusste und die Formensprache der Stadt- und Landschaftsplanung nachhaltig veränderte. Der Paradigmenwechsel im Städtebau vollzog sich in Mitteleuropa um die Wende vom 15. zum 16. Jh. mit dem Bau der Erzgebirgsstädte Annaberg und Marienberg. Die in Annaberg noch praktizierte rhythmische und räumliche Grundrissgestaltung wurde in Marienberg zugunsten eines egalisierten Stadtgrundrisses aufgegeben. Überlegungen zur Stadtstruktur und Hygiene führten zu diesem Wandel, die Aufteilung des Grundrisses selber aber wurde durch das verwendete Instrumentarium bestimmt. Im Barock stand den Planern Geometrie als allgemeine Kulturtechnik zur Verfügung, das Denken in geometrischen Formen und Proportionen bestimmte den Entwurfsprozess. Geometrie war nicht mehr nur Planungsmittel, sondern wurde - wie bei der Anlage der Berliner Torplätze zu Beginn des 18. Jh. zu sehen ist - Planungsziel. Die Rekonstruktion der Planungsmaße beweist, dass nicht nur die Namensgebung - Rondell, Oktogon und Quarré – auf die Quadratur des Kreises hinweist, sondern die Proportion der Plätze aus ihr heraus entwickelt wurde.
Geometrie und Stadtgestalt
In der Erforschung der Städtebaukunst stehen die bildenden Künste im Vordergrund. Die Frage nach den technischen Künsten wird kaum gestellt, obwohl der Entwurf des Architekten nicht nur von individueller Intuition, sondern im gleichen Maße auch vom technisch Machbaren geprägt ist. Um aber das der Planung frühneuzeitlicher Städte zugrunde liegende Konstruktionsschema und die Planungsintention erkennen zu können, ist es notwendig die Städtebau- mit der Technikgeschichte zu verbinden. Die in den Tratakten zur geometria practica und zur architectura militaris beschriebenen Konstruktions- und Vermessungsmethoden werden städtebaulichen Planungen der Frühen Neuzeit gegenübergestellt. An einzelnen Fallstudien, die vom Ende der mittelalterlichen Stadtplanung bis hin zu barocken Stadterweiterungen reichen, wird untersucht, wie das Planungswerkzeug die Entwurfssprache des Architekten beeinflusste und die Formensprache der Stadt- und Landschaftsplanung nachhaltig veränderte. Der Paradigmenwechsel im Städtebau vollzog sich in Mitteleuropa um die Wende vom 15. zum 16. Jh. mit dem Bau der Erzgebirgsstädte Annaberg und Marienberg. Die in Annaberg noch praktizierte rhythmische und räumliche Grundrissgestaltung wurde in Marienberg zugunsten eines egalisierten Stadtgrundrisses aufgegeben. Überlegungen zur Stadtstruktur und Hygiene führten zu diesem Wandel, die Aufteilung des Grundrisses selber aber wurde durch das verwendete Instrumentarium bestimmt. Im Barock stand den Planern Geometrie als allgemeine Kulturtechnik zur Verfügung, das Denken in geometrischen Formen und Proportionen bestimmte den Entwurfsprozess. Geometrie war nicht mehr nur Planungsmittel, sondern wurde - wie bei der Anlage der Berliner Torplätze zu Beginn des 18. Jh. zu sehen ist - Planungsziel. Die Rekonstruktion der Planungsmaße beweist, dass nicht nur die Namensgebung - Rondell, Oktogon und Quarré – auf die Quadratur des Kreises hinweist, sondern die Proportion der Plätze aus ihr heraus entwickelt wurde.
Geometrie und Stadtgestalt
Leisse, Gisela (author) / Humboldt-Universität Zu Berlin (host institution)
2010
Miscellaneous
Electronic Resource
Unknown
UB Braunschweig | 1992
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