A platform for research: civil engineering, architecture and urbanism
Philipp Jakob Manz (1861-1936) : Industriearchitekt und Unternehmer
Philipp Jakob Manz (1861-1936) hat sein Büro für Industriebau 1889 im süddeutschen Württemberg gegründet, wo er auch geboren wurde. Wie sich herausgestellt hat, ist Manz der erste auf Industriebau spezialisierte freie Architekt im deutschen Südwesten. Ab den 1890er Jahren baut er sein Büro zum größten Industriebau-Büro in Deutschland aus. Manz-Bauten sind in ganz Mitteleuropa zu finden: in Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen, Frankreich, besonders aber im Südwesten Deutschlands. Der enorme Erfolg des Büros Manz wird durch den um die Jahrhundertwende einsetzenden Bauboom in der süddeutschen Textilindustrie ermöglicht. Serielles Planen und Bauen, speziell von Shedbauten, fördert die Verbreitung von Manz´Architekturen in ganz Europa. Mit dem Bau von Spinnereigeschossbauten gewinnt das Büro Manz Anerkennung zugleich als Architektur- und Ingenieurbüro. Manz ist einer der ersten „Unternehmerarchitekten“ in Deutschland, die die Regeln und Errungenschaften der modernen Betriebswirtschaft, speziell der US-amerikanischen Forschung zur Rationalisierung der Baupraxis, anwenden. Rationalisierung ist das Thema im Büro, die zügige Realisierung von Bauvorhaben wird zum Markenzeichen von Manz. In Deutschland und Österreich-Ungarn ist er bald als „Blitzarchitekt“ bekannt. Während des Ersten Weltkriegs ist das Büro Manz eines der wenigen mit Bauaufträgen; in Zusammenarbeit mit den führenden Bauunternehmen realisiert man bedeutende Beton-Architekturen. Die Jahre von 1914-1918 können auch aus diesem Grund nicht länger als Zäsur in der Architekturgeschichte gewertet werden. Es sind entscheidende Jahre für die Entwicklung des industriellen Bauens. Im 19. Jahrhundert ist der Industriebau in den deutschen Ländern allenthalben eine ungeliebte Bauaufgabe. Architektonisches Entwerfen und technisches Ingenieurwissen gehen auf unterschiedliche Ausbildungsgänge zurück, die Trennung von Architekten- und Ingenieurwissen nimmt zu. Dementsprechend gibt es im Umfeld von Manz keine freiberuflich arbeitenden Industriearchitekten. Um diesen Beruf von Grund auf zu lernen, muß Manz sich als selfmademan bewähren und sich am Ausland orientieren. Als junger Architekt geht er nach Großbritannien und wahrscheinlich auch in die USA. In diesen schon früh von der Industrialisierung geprägten Ländern ist das Berufsbild des spezialisierten Industriearchitekten bekannt und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch durchaus angesehen. Es konnte gezeigt werden, dass Manz in einer stringenten Entwicklungslinie steht, die mit dem sogenannten millworker zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Großbritannien ihren Anfang nimmt und mit dem Ingenieur und Industriearchitekten Sir William Fairbairn ihren ersten prominenten Vertreter findet. Fairbairn ist der Pionier des Industriebauwesens. Ein Exkurs, in dem eine Auswahl britischer, schweizer, österreichischer, niederländischer und amerikanischer Architekten vorgestellt wurde, erbrachte das Ergebnis, dass das Phänomen des auf Industriebau spezialisierten Architekten an das 19. Jahrhundert gebunden ist. Manz ist ein vergleichsweise später Vertreter dieses Berufsbildes, dennoch ist er während der Hochindustrialisierung im deutschen Kaiserreich auf diesem Gebiet ein Pionier. Noch zu Lebzeiten bleibt sein Büro eine Ausnahmeerscheinung. Mit dem Aufkommen großer Bauunternehmen in Deutschland vor 1914 sieht sich der Industriearchitekt jedoch einem enormen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Manz ist Autodidakt der Architektur und als ehemaliger Student der Stuttgarter Baugewerkeschule "niedriger" Ausbildungsherkunft. Sein Entwurfsstil als Architekt ist nicht mehr und nicht weniger als zeitgemäß und durchschnittlich zu bezeichnen. Diese Fakten erklären seinen geringen Bekanntheitsgrad und die Nichtbeachtung seitens der zeitgenössischen deutschen Architekturkritik und der Architektenkollegen. Sie erklären aber auch das mangelnde Interesse der Architekturgeschichte an Manz seit 1945.
Philipp Jakob Manz (1861-1936) : Industriearchitekt und Unternehmer
Philipp Jakob Manz (1861-1936) hat sein Büro für Industriebau 1889 im süddeutschen Württemberg gegründet, wo er auch geboren wurde. Wie sich herausgestellt hat, ist Manz der erste auf Industriebau spezialisierte freie Architekt im deutschen Südwesten. Ab den 1890er Jahren baut er sein Büro zum größten Industriebau-Büro in Deutschland aus. Manz-Bauten sind in ganz Mitteleuropa zu finden: in Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen, Frankreich, besonders aber im Südwesten Deutschlands. Der enorme Erfolg des Büros Manz wird durch den um die Jahrhundertwende einsetzenden Bauboom in der süddeutschen Textilindustrie ermöglicht. Serielles Planen und Bauen, speziell von Shedbauten, fördert die Verbreitung von Manz´Architekturen in ganz Europa. Mit dem Bau von Spinnereigeschossbauten gewinnt das Büro Manz Anerkennung zugleich als Architektur- und Ingenieurbüro. Manz ist einer der ersten „Unternehmerarchitekten“ in Deutschland, die die Regeln und Errungenschaften der modernen Betriebswirtschaft, speziell der US-amerikanischen Forschung zur Rationalisierung der Baupraxis, anwenden. Rationalisierung ist das Thema im Büro, die zügige Realisierung von Bauvorhaben wird zum Markenzeichen von Manz. In Deutschland und Österreich-Ungarn ist er bald als „Blitzarchitekt“ bekannt. Während des Ersten Weltkriegs ist das Büro Manz eines der wenigen mit Bauaufträgen; in Zusammenarbeit mit den führenden Bauunternehmen realisiert man bedeutende Beton-Architekturen. Die Jahre von 1914-1918 können auch aus diesem Grund nicht länger als Zäsur in der Architekturgeschichte gewertet werden. Es sind entscheidende Jahre für die Entwicklung des industriellen Bauens. Im 19. Jahrhundert ist der Industriebau in den deutschen Ländern allenthalben eine ungeliebte Bauaufgabe. Architektonisches Entwerfen und technisches Ingenieurwissen gehen auf unterschiedliche Ausbildungsgänge zurück, die Trennung von Architekten- und Ingenieurwissen nimmt zu. Dementsprechend gibt es im Umfeld von Manz keine freiberuflich arbeitenden Industriearchitekten. Um diesen Beruf von Grund auf zu lernen, muß Manz sich als selfmademan bewähren und sich am Ausland orientieren. Als junger Architekt geht er nach Großbritannien und wahrscheinlich auch in die USA. In diesen schon früh von der Industrialisierung geprägten Ländern ist das Berufsbild des spezialisierten Industriearchitekten bekannt und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch durchaus angesehen. Es konnte gezeigt werden, dass Manz in einer stringenten Entwicklungslinie steht, die mit dem sogenannten millworker zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Großbritannien ihren Anfang nimmt und mit dem Ingenieur und Industriearchitekten Sir William Fairbairn ihren ersten prominenten Vertreter findet. Fairbairn ist der Pionier des Industriebauwesens. Ein Exkurs, in dem eine Auswahl britischer, schweizer, österreichischer, niederländischer und amerikanischer Architekten vorgestellt wurde, erbrachte das Ergebnis, dass das Phänomen des auf Industriebau spezialisierten Architekten an das 19. Jahrhundert gebunden ist. Manz ist ein vergleichsweise später Vertreter dieses Berufsbildes, dennoch ist er während der Hochindustrialisierung im deutschen Kaiserreich auf diesem Gebiet ein Pionier. Noch zu Lebzeiten bleibt sein Büro eine Ausnahmeerscheinung. Mit dem Aufkommen großer Bauunternehmen in Deutschland vor 1914 sieht sich der Industriearchitekt jedoch einem enormen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Manz ist Autodidakt der Architektur und als ehemaliger Student der Stuttgarter Baugewerkeschule "niedriger" Ausbildungsherkunft. Sein Entwurfsstil als Architekt ist nicht mehr und nicht weniger als zeitgemäß und durchschnittlich zu bezeichnen. Diese Fakten erklären seinen geringen Bekanntheitsgrad und die Nichtbeachtung seitens der zeitgenössischen deutschen Architekturkritik und der Architektenkollegen. Sie erklären aber auch das mangelnde Interesse der Architekturgeschichte an Manz seit 1945.
Philipp Jakob Manz (1861-1936) : Industriearchitekt und Unternehmer
Philipp Jakob Manz (1861-1936) : industrial architect and businessman
Renz, Kerstin (author) / Universität Stuttgart (host institution)
2003
Miscellaneous
Electronic Resource
German
Industriebau , Ortbetonbau , Stahlbau , Industrialisierung , Spezialisierung , Textilindustrie , Weltkrieg <1914-1918> , Baustelle , Büroorganisation , Industrial architecture , Textile industry , Specialization , World War I , Concrete building , Shed construction , Berufsgeschichte , Industriearchitekt , Baugewerkeschule Stuttgart
DDC:
720
Philipp Jakob Manz (1861 - 1936) : Industriearchitekt und Unternehmer
UB Braunschweig | 2003
|Industriearchitektur im frühen 20. Jahrhundert : das Büro von Philipp Jakob Manz
UB Braunschweig | 2005
|