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Die Aufspaltung der Wohnfunktion
Die Volkszählung 1981 stand in Österreich im Banne der Zweitwohnsitzproblematik. Jeder Bürger, der über mehrere Wohnsitze verfügte, konnte angeben, wo der "Mittelpunkt seiner Lebensinteressen" liegt, welchen Wohnsitz er als Hauptwohnsitz betrachtete. Die Wohnsitznachfrage hatte enorme politische Brisanz erhalten, weil damit weitreichende Konsequenzen für die Zuteilung von Mitteln aus dem Finanzausgleich bzw. die Mandatsverteilung verbunden sind. Der Beitrag geht den Gründen für die auch im Vergleich zu anderen Großstädten Europas hohe Zweitwohnungsintensität (ca. 37 % der Wiener Haushalte verfügen über einen Zweitwohnsitz) nach. Die Ausgangsthese ist: Die Hauptunterschiede im Ausmaß und in den Formen der Aufspaltung des Wohnens in den industrialisierten Ländern sind in den Rahmenbedingungen der jeweiligen politischen Systeme zu suchen, den Zielsetzungen der Gesellschaftspolitik, politisch-administrativen Strukturen, städtebaulichen Determinanten und vor allem der Wohnungspolitik und -wirtschaft. Länder mit einer liberalen Wohnungspolitik verzeichnen eine geringe Zweitwohnungsintensität und eine hohe Bevölkerungs-Suburbanisierungsrate, solche mit einer restriktiven Wohnungspolitik und größeren Segmenten geschützter Wohnungsteilmärkte haben dagegen eine hohe Zweitwohnungsintensität und eine vergleichsweise geringe Bevölkerungs-Suburbanisierungsrate. Der Anteil der Kosten des Hauptwohnsitzes am Haushaltseinkommen bestimmt die Möglichkeit der Aufspaltung des Wohnens. Das Zweitwohnungswesen der Wiener wird durch die spezifischen Mechanismen der Wiener Wohnungspolitik und -wirtschaft determiniert. Durch die geringe Mietkostenbelastung in den geschützten Wohnungsteilmärkten haben viele Haushalte Kaufkraftreserven. Wohnbauförderungsmittel sind auch dem Zweitwohnungsmarkt zugänglich. Die indirekte Förderung des Hauptwohnsitzes (geringe Wohnkostenbelastung vor allem bei den gemeinnützigen Wohnungsteilmärkten und im Althaussektor) und die Objektförderung der verschiedenen Zweitwohnsitzklassen (Zweithaus und Zweitwohnung) kann man als "Subventionierung" des Zweitwohnungswesens und damit als zentralen Erklärungsansatz für die Entwicklung des Wiener Zweitwohnsitzwesens ansehen. Das gewünschte Anspruchsniveau im Hinblick auf Wohn- und Wohnstandortqualität wird durch den Zweitwohnsitz realisiert. Viele Zweitwohnsitze sind daher besser ausgestattet (der Zweitwohnsitz als Ersthaus) als der städtische Wohnsitz, der bei Verlagerung des Hauptwohnsitzes ins Stadtumland nicht aufgegeben werden muß, sondern als "Vorratswohnung" für Kinder und Enkel gehalten wird. Diese Wohnungen werden dadurch dem Wohnungsmarkt "entzogen". Eine Liberalisierung der Wohnungspolitik würde für Wien große Auswirkungen haben: Viele Haushalte mit Zweitwohnsitz würden ihren Wiener Wohnsitz aufgeben und sich für ihren Zweitwohnsitz entscheiden, der häufig bereits als (späterer) Hauptwohnsitz konzipiert wurde.
Die Aufspaltung der Wohnfunktion
Die Volkszählung 1981 stand in Österreich im Banne der Zweitwohnsitzproblematik. Jeder Bürger, der über mehrere Wohnsitze verfügte, konnte angeben, wo der "Mittelpunkt seiner Lebensinteressen" liegt, welchen Wohnsitz er als Hauptwohnsitz betrachtete. Die Wohnsitznachfrage hatte enorme politische Brisanz erhalten, weil damit weitreichende Konsequenzen für die Zuteilung von Mitteln aus dem Finanzausgleich bzw. die Mandatsverteilung verbunden sind. Der Beitrag geht den Gründen für die auch im Vergleich zu anderen Großstädten Europas hohe Zweitwohnungsintensität (ca. 37 % der Wiener Haushalte verfügen über einen Zweitwohnsitz) nach. Die Ausgangsthese ist: Die Hauptunterschiede im Ausmaß und in den Formen der Aufspaltung des Wohnens in den industrialisierten Ländern sind in den Rahmenbedingungen der jeweiligen politischen Systeme zu suchen, den Zielsetzungen der Gesellschaftspolitik, politisch-administrativen Strukturen, städtebaulichen Determinanten und vor allem der Wohnungspolitik und -wirtschaft. Länder mit einer liberalen Wohnungspolitik verzeichnen eine geringe Zweitwohnungsintensität und eine hohe Bevölkerungs-Suburbanisierungsrate, solche mit einer restriktiven Wohnungspolitik und größeren Segmenten geschützter Wohnungsteilmärkte haben dagegen eine hohe Zweitwohnungsintensität und eine vergleichsweise geringe Bevölkerungs-Suburbanisierungsrate. Der Anteil der Kosten des Hauptwohnsitzes am Haushaltseinkommen bestimmt die Möglichkeit der Aufspaltung des Wohnens. Das Zweitwohnungswesen der Wiener wird durch die spezifischen Mechanismen der Wiener Wohnungspolitik und -wirtschaft determiniert. Durch die geringe Mietkostenbelastung in den geschützten Wohnungsteilmärkten haben viele Haushalte Kaufkraftreserven. Wohnbauförderungsmittel sind auch dem Zweitwohnungsmarkt zugänglich. Die indirekte Förderung des Hauptwohnsitzes (geringe Wohnkostenbelastung vor allem bei den gemeinnützigen Wohnungsteilmärkten und im Althaussektor) und die Objektförderung der verschiedenen Zweitwohnsitzklassen (Zweithaus und Zweitwohnung) kann man als "Subventionierung" des Zweitwohnungswesens und damit als zentralen Erklärungsansatz für die Entwicklung des Wiener Zweitwohnsitzwesens ansehen. Das gewünschte Anspruchsniveau im Hinblick auf Wohn- und Wohnstandortqualität wird durch den Zweitwohnsitz realisiert. Viele Zweitwohnsitze sind daher besser ausgestattet (der Zweitwohnsitz als Ersthaus) als der städtische Wohnsitz, der bei Verlagerung des Hauptwohnsitzes ins Stadtumland nicht aufgegeben werden muß, sondern als "Vorratswohnung" für Kinder und Enkel gehalten wird. Diese Wohnungen werden dadurch dem Wohnungsmarkt "entzogen". Eine Liberalisierung der Wohnungspolitik würde für Wien große Auswirkungen haben: Viele Haushalte mit Zweitwohnsitz würden ihren Wiener Wohnsitz aufgeben und sich für ihren Zweitwohnsitz entscheiden, der häufig bereits als (späterer) Hauptwohnsitz konzipiert wurde.
Die Aufspaltung der Wohnfunktion
Herbert Baumhackl (author)
1991
Article (Journal)
Electronic Resource
Unknown
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