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ARCH+ features 16: Rimini Protokoll und Imanuel Schipper
Documentation/Report
Was können die Künste für die urbane Gesellschaft tun? Wie kann Kunst helfen, Gesellschaft zu verändern? Was sind Modi der Kunstproduktion im urbanen Raum? Diese und andere Fragen stellte die Konferenz reART:theURBAN vom 25. bis 27.10.2012 in der Gessnerallee Zürich. Die Konferenz brachte durch ihren interdisziplinären Ansatz international renommierte Wissenschaftler, Denker, Künstler und Kunstschaffende zusammen. Keynote Redner waren unter anderem der Philosoph Slavoj Zizek (Slowenien), der Geographer Erik Swyngedouw (Belgien), der Urbanist Charles Landry (Grossbritannien), die Performance Wissenschaftlerin Shannon Jackson (USA) und der Soziologe Dirk Baecker (Deutschland). Künstlerische Interventionen und Workshops wurden von Künstlern und Künstlerkollektiven wie Omer Krieger (Israel), Blast Theory (Grossbritannien), stadttheater.tv (Schweiz) und Rimini Protokoll (Deutschland) gestaltet. In Zusammenarbeit mit reART:theURBAN hatte die Gessnerallee Zürich unter neuer Leitung die ortsspezifische Arbeit 100 Prozent Zürich des Regie-Kollektivs Rimini Protokoll für den Zeitraum der Konferenz nach Zürich geladen. Die Performances waren an jedem Abend im Anschluss an die Konferenz zu sehen. ARCH+ features 16 Im Rahmen der Konferenz reART:theURBAN fand am Freitag, den 26.10.2012, die 16. Ausgabe der ARCH+ features mit dem Regie-Kollektiv Rimini Protokoll und dem Dramaturg, ZHdK-Dozent und Forscher Imanuel Schipper statt. Im Anschluss an die Aufführung 100 Prozent Zürich führten Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel von Rimini Protokoll ein Gespräch mit Imanuel Schipper. Thema: Soziale Wirklichkeit und Big Data In dem von ARCH+ und der Stiftung Bauhaus Dessau ausgelobten Wettbewerb Out of Balance heißt es: Menschen werden in sozialräumliche Verhältnisse hineingeboren. Ihre Lebenschancen sind, durch diese „Zufälligkeit“ der Geburt bedingt, extrem unterschiedlich. Gemäß dem Gleichheitspostulat der Demokratie verkörpern moderne Gesellschaften das Versprechen einer sozialen Inklusion. Sie ist ein Garant für die politische Stabilität eines Gemeinwesens. Es ist also geboten, immer wieder nach der Einlösung dieses politischen Anspruchs zu fragen. Das heißt, zu fragen, wie die soziale Wirklichkeit tatsächlich aussieht. Der Rekurs auf „Realien“ ist dafür die Voraussetzung. Wie lassen sich angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung gesellschaftliche Zusammenhänge jenseits quantitativer Beschreibungen darstellen? Welche Rolle können die Künste dabei spielen, soziale Relationen und Prozesse bewusst zu machen und zu visualisieren? Können sie dabei helfen, diese Daten zu übersetzen und Aussagen zu treffen, die Einsichten in gesellschaftliche Verhältnisse geben? 100 Prozent Zürich Einen performativen Zugang zu diesen Fragen verfolgt das Regie-Kollektiv Rimini Protokoll, das mit seinen stadtspezifischen Aufführungen „100 Prozent …“ flüchtige Porträts moderner Stadtgesellschaften zeichnet. Rimini Protokoll erhebt dabei die Stadtbewohner zum eigentlichen Akteur. Während Statistiken Menschen in abstrakte Tortenstücke, Säulen und Kurven verwandeln, fragen Rimini Protokoll: „Was ist, wenn diese Statistiken Gesichter bekommen? Wie sieht es aus, wenn Zürich sich auf einer Bühne durch 100 Menschen vertreten ließe, eine Menge, so ausgesucht, dass sie statistisch relevante Aussagen machen kann?“ Die Zusammensetzung repräsentiert ein Bevölkerungsmodell, das Rimini Protokoll mit dem Amt für Statistik der Stadt Zürich erarbeitete. Die ortspezifische Performance „100 Prozent Zürich“ zeigt aber auch, dass Information nicht neutral ist. Denn die Darstellung von Information ist beeinflusst vom Erkenntnisinteresse. Eine aufklärerische, emanzipative Übersetzung legt Tatsachen offen, die verdrängt, verschwiegen oder vergessen, aber gleichwohl wesentlich für das Verständnis der Gegenwart sind. Und sie beeinflusst damit perspektivisch das gesellschaftliche Handeln. Schließlich ist das Bild, das wir uns von der Welt machen, maßgeblich dafür, wie wir handeln. (Siehe Ausgabe 206/207: Politische Empirie und Wettbewerb Out of Balance)
ARCH+ features 16: Rimini Protokoll und Imanuel Schipper
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Was können die Künste für die urbane Gesellschaft tun? Wie kann Kunst helfen, Gesellschaft zu verändern? Was sind Modi der Kunstproduktion im urbanen Raum? Diese und andere Fragen stellte die Konferenz reART:theURBAN vom 25. bis 27.10.2012 in der Gessnerallee Zürich. Die Konferenz brachte durch ihren interdisziplinären Ansatz international renommierte Wissenschaftler, Denker, Künstler und Kunstschaffende zusammen. Keynote Redner waren unter anderem der Philosoph Slavoj Zizek (Slowenien), der Geographer Erik Swyngedouw (Belgien), der Urbanist Charles Landry (Grossbritannien), die Performance Wissenschaftlerin Shannon Jackson (USA) und der Soziologe Dirk Baecker (Deutschland). Künstlerische Interventionen und Workshops wurden von Künstlern und Künstlerkollektiven wie Omer Krieger (Israel), Blast Theory (Grossbritannien), stadttheater.tv (Schweiz) und Rimini Protokoll (Deutschland) gestaltet. In Zusammenarbeit mit reART:theURBAN hatte die Gessnerallee Zürich unter neuer Leitung die ortsspezifische Arbeit 100 Prozent Zürich des Regie-Kollektivs Rimini Protokoll für den Zeitraum der Konferenz nach Zürich geladen. Die Performances waren an jedem Abend im Anschluss an die Konferenz zu sehen. ARCH+ features 16 Im Rahmen der Konferenz reART:theURBAN fand am Freitag, den 26.10.2012, die 16. Ausgabe der ARCH+ features mit dem Regie-Kollektiv Rimini Protokoll und dem Dramaturg, ZHdK-Dozent und Forscher Imanuel Schipper statt. Im Anschluss an die Aufführung 100 Prozent Zürich führten Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel von Rimini Protokoll ein Gespräch mit Imanuel Schipper. Thema: Soziale Wirklichkeit und Big Data In dem von ARCH+ und der Stiftung Bauhaus Dessau ausgelobten Wettbewerb Out of Balance heißt es: Menschen werden in sozialräumliche Verhältnisse hineingeboren. Ihre Lebenschancen sind, durch diese „Zufälligkeit“ der Geburt bedingt, extrem unterschiedlich. Gemäß dem Gleichheitspostulat der Demokratie verkörpern moderne Gesellschaften das Versprechen einer sozialen Inklusion. Sie ist ein Garant für die politische Stabilität eines Gemeinwesens. Es ist also geboten, immer wieder nach der Einlösung dieses politischen Anspruchs zu fragen. Das heißt, zu fragen, wie die soziale Wirklichkeit tatsächlich aussieht. Der Rekurs auf „Realien“ ist dafür die Voraussetzung. Wie lassen sich angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und Vernetzung gesellschaftliche Zusammenhänge jenseits quantitativer Beschreibungen darstellen? Welche Rolle können die Künste dabei spielen, soziale Relationen und Prozesse bewusst zu machen und zu visualisieren? Können sie dabei helfen, diese Daten zu übersetzen und Aussagen zu treffen, die Einsichten in gesellschaftliche Verhältnisse geben? 100 Prozent Zürich Einen performativen Zugang zu diesen Fragen verfolgt das Regie-Kollektiv Rimini Protokoll, das mit seinen stadtspezifischen Aufführungen „100 Prozent …“ flüchtige Porträts moderner Stadtgesellschaften zeichnet. Rimini Protokoll erhebt dabei die Stadtbewohner zum eigentlichen Akteur. Während Statistiken Menschen in abstrakte Tortenstücke, Säulen und Kurven verwandeln, fragen Rimini Protokoll: „Was ist, wenn diese Statistiken Gesichter bekommen? Wie sieht es aus, wenn Zürich sich auf einer Bühne durch 100 Menschen vertreten ließe, eine Menge, so ausgesucht, dass sie statistisch relevante Aussagen machen kann?“ Die Zusammensetzung repräsentiert ein Bevölkerungsmodell, das Rimini Protokoll mit dem Amt für Statistik der Stadt Zürich erarbeitete. Die ortspezifische Performance „100 Prozent Zürich“ zeigt aber auch, dass Information nicht neutral ist. Denn die Darstellung von Information ist beeinflusst vom Erkenntnisinteresse. Eine aufklärerische, emanzipative Übersetzung legt Tatsachen offen, die verdrängt, verschwiegen oder vergessen, aber gleichwohl wesentlich für das Verständnis der Gegenwart sind. Und sie beeinflusst damit perspektivisch das gesellschaftliche Handeln. Schließlich ist das Bild, das wir uns von der Welt machen, maßgeblich dafür, wie wir handeln. (Siehe Ausgabe 206/207: Politische Empirie und Wettbewerb Out of Balance)
ARCH+ features 16: Rimini Protokoll und Imanuel Schipper
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Haug, Helgard (author) / Kaegi, Stefan (author) / Wetzel, Daniel (author) / Schipper, Imanuel (author)
2012-01-01
219MB, 00:46:00:09
Audio-visual
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