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Der Nord-Ostsee-Kanal
Ausblick aus 75 jähriger Entwicklung: Ausbau und Modernisierung sichern seinen Wert für Seeschiffahrt und Wirtschaftsbelebung
Zusammenfassung Am 20. Juni 1970 beging die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung in Kiel den 75. Jahrestag der Verkehrseröffnung des Nord-Ostsee-Kanals. Bei der Jubiläumsfeier im Kieler Schloß erinnerte Bundesminister Georg Leber in seiner Festansprache die zahlreichen Teilnehmer aus dem In- und Ausland an die wechselvolle Geschichte der Schiffahrtsverbindung zwischen dem „mare balticum” und den Weltmeeren. Erst nach langen Auseinandersetzungen über die politische, militärische und wirtschaftliche Zweckmäßigkeit einer solchen Kanal Verbindung konnte sich der jahrhundertalte Gedanke eines direkten Kanals für Großschiffahrt von der Ostsee zur Elbe durchsetzen. Die von dem Geheimen Oberbaurat Lentze schon 1864 im Auftrag der Preußischen Regierung entworfene Trasse war für die damaligen Verhältnisse sehr großzügig und weitschauend angelegt. Er hielt einen Durchstich der Cimbrischen Halbinsel auf der Höhe des mittleren Ostseewasserspiegels nach dem damaligen Stand der Technik für ausführbar und verzichtete auf die verkehrsbehindernden Auf-und Abstiegsschleusen. In Linienführung, Längsschnitt und Abmessungen war der Nord-Ostsee-Kanal daher gegenüber seinem Vorläufer, dem von der Dänischen Regierung 1777 bis 1784 gebauten Eiderkanal von Kiel-Holtenau nach Rendsburg, von vornherein ein gewaltiger Fortschritt. Wie notwendig diese großzügige Planung uns heute erscheint, die wir die Entwicklung der Handelsschiffahrt und des Güterverkehrs erlebt haben, konnte man beim Entschluß zum Bau des Kanals nicht wissen. Um so mehr muß man daran erinnern, daß die Grundlage für den von Bismarck im Jahre 1885 vorgelegten Entwurf eines ,,Gesetzes für die Herstellung eines Nord-Ostsee-Kanals” die wirtschaftlichen Überlegungen des Hamburger Reeders Hermann Dahlström und des Kieler Kaufmanns August Sartori waren, die sich in Dahlströms Denkschrift über ,„Die Ertragsfähigkeit eines schleswig-holsteinischen Schiffahrtskanals“ widerspiegelten — nicht etwa strategisch-militärische Gedanken der von Danzig nach Kiel verlegten Marinestation. Zu den verdienstvollen Planern und Erbauern des Kanals gehören der Geheime Oberbaurat Otto Baensch im Preußischen Ministerium und der Leiter der Kaiserlichen Kanalkommission, Geheimer Regierungsrat Carl Loewe und Geheimer Baurat J. Fülscher. Keiner von ihnen hätte aber damals die Bedeutung des Kanals für den internationalen See Schiffsverkehr und die Entwicklung der Wirtschaft an seinen Ufern vorausahnen können ! Man stand ja vor 100 Jahren noch in der durch den Übergang vom Segelschiff zum Frachtdampfer gekennzeichneten Strukturwandlung der Schiffahrt und lange vor dem Aufschwung der Technik, der sich mit Dieselmotor und Turbine, mit Funktechnik, Ortung und Automation erst in den vergangenen Jahrzehnten entwickelte und der Seeschiffahrt die Möglichkeiten zur Bewältigung eines ständig steigenden Güteraustausches gab. Daß sich der Nord-Ostsee-Kanal dieser Entwicklung in allen Phasen ausgezeichnet anpaßte, hat die internationale Seeschiffahrt in 7 Jahrzehnten trotz vieler Erschwerungen in Weltkriegen und Wirtschaftskrisen durch rege Benutzung anerkannt.
Der Nord-Ostsee-Kanal
Ausblick aus 75 jähriger Entwicklung: Ausbau und Modernisierung sichern seinen Wert für Seeschiffahrt und Wirtschaftsbelebung
Zusammenfassung Am 20. Juni 1970 beging die Wasser- und Schiffahrtsverwaltung in Kiel den 75. Jahrestag der Verkehrseröffnung des Nord-Ostsee-Kanals. Bei der Jubiläumsfeier im Kieler Schloß erinnerte Bundesminister Georg Leber in seiner Festansprache die zahlreichen Teilnehmer aus dem In- und Ausland an die wechselvolle Geschichte der Schiffahrtsverbindung zwischen dem „mare balticum” und den Weltmeeren. Erst nach langen Auseinandersetzungen über die politische, militärische und wirtschaftliche Zweckmäßigkeit einer solchen Kanal Verbindung konnte sich der jahrhundertalte Gedanke eines direkten Kanals für Großschiffahrt von der Ostsee zur Elbe durchsetzen. Die von dem Geheimen Oberbaurat Lentze schon 1864 im Auftrag der Preußischen Regierung entworfene Trasse war für die damaligen Verhältnisse sehr großzügig und weitschauend angelegt. Er hielt einen Durchstich der Cimbrischen Halbinsel auf der Höhe des mittleren Ostseewasserspiegels nach dem damaligen Stand der Technik für ausführbar und verzichtete auf die verkehrsbehindernden Auf-und Abstiegsschleusen. In Linienführung, Längsschnitt und Abmessungen war der Nord-Ostsee-Kanal daher gegenüber seinem Vorläufer, dem von der Dänischen Regierung 1777 bis 1784 gebauten Eiderkanal von Kiel-Holtenau nach Rendsburg, von vornherein ein gewaltiger Fortschritt. Wie notwendig diese großzügige Planung uns heute erscheint, die wir die Entwicklung der Handelsschiffahrt und des Güterverkehrs erlebt haben, konnte man beim Entschluß zum Bau des Kanals nicht wissen. Um so mehr muß man daran erinnern, daß die Grundlage für den von Bismarck im Jahre 1885 vorgelegten Entwurf eines ,,Gesetzes für die Herstellung eines Nord-Ostsee-Kanals” die wirtschaftlichen Überlegungen des Hamburger Reeders Hermann Dahlström und des Kieler Kaufmanns August Sartori waren, die sich in Dahlströms Denkschrift über ,„Die Ertragsfähigkeit eines schleswig-holsteinischen Schiffahrtskanals“ widerspiegelten — nicht etwa strategisch-militärische Gedanken der von Danzig nach Kiel verlegten Marinestation. Zu den verdienstvollen Planern und Erbauern des Kanals gehören der Geheime Oberbaurat Otto Baensch im Preußischen Ministerium und der Leiter der Kaiserlichen Kanalkommission, Geheimer Regierungsrat Carl Loewe und Geheimer Baurat J. Fülscher. Keiner von ihnen hätte aber damals die Bedeutung des Kanals für den internationalen See Schiffsverkehr und die Entwicklung der Wirtschaft an seinen Ufern vorausahnen können ! Man stand ja vor 100 Jahren noch in der durch den Übergang vom Segelschiff zum Frachtdampfer gekennzeichneten Strukturwandlung der Schiffahrt und lange vor dem Aufschwung der Technik, der sich mit Dieselmotor und Turbine, mit Funktechnik, Ortung und Automation erst in den vergangenen Jahrzehnten entwickelte und der Seeschiffahrt die Möglichkeiten zur Bewältigung eines ständig steigenden Güteraustausches gab. Daß sich der Nord-Ostsee-Kanal dieser Entwicklung in allen Phasen ausgezeichnet anpaßte, hat die internationale Seeschiffahrt in 7 Jahrzehnten trotz vieler Erschwerungen in Weltkriegen und Wirtschaftskrisen durch rege Benutzung anerkannt.
Der Nord-Ostsee-Kanal
Ausblick aus 75 jähriger Entwicklung: Ausbau und Modernisierung sichern seinen Wert für Seeschiffahrt und Wirtschaftsbelebung
Präsident Dipl.-Ing Vogel, Gerd (author)
1972-01-01
19 pages
Article/Chapter (Book)
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German