Analyse des Schubrißverhaltens unter Einsatz der Photogrammetrie: Fid-Bau Portal

Analyse des Schubrißverhaltens unter Einsatz der Photogrammetrie

Hegger, J. / Görtz, S. / Schwermann, R.

Zur Analyse des Schubrißverhaltens wurden am Institut für Massivbau der RWTH Aachen (IMB) acht Querkraftversuche durchgeführt, an denen das Rißverhalten unter Einsatz der Photogrammetrie flächendeckend untersucht wurde. Bei ausgewählten Laststufen wurde mit dem digitalen Auswertesystem PHIDIAS-MS die Verformung des Schubfeldes erfaßt und hierüber die Rißöffnung verfolgt. Dabei wurde folgendes festgestellt: (1) Die Koordinaten der Meßmarken konnten mit einer Standardabweichung von ca. 0,02 mm im Objektraum bestimmt werden. (2) Die Auswertung der Rißöffnungspfade zeigt, daß nur im unteren Beanspruchungsbereich eine Kraftübertragung über die Rißufer nachweisbar ist und der Effekt im Bruchzustand an Bedeutung verliert. Gerade bei Bauteilen mit geringen Bügelbewehrungsgraden kommt es zur völligen Separation der Rißufer mit Rißbreiten von mehreren Millimetern. (3) Begleitende theoretische Untersuchungen zeigen, daß die Maximallast des 'Fachwerkmodells mit Rißreibung' bei Rißbreiten zwischen 0,2 und 0,5 mm erreicht wird. Daß die Traglast im Versuch bei anwachsender Rißbreite z.T. weiter gesteigert werden kann, läßt auf die Umlagerung auf einen darüber hinausgehenden Betontraganteil schließen. (4) Der Betontraganteil wird auf die Kraftübertragung in der ungerissenen Druckzone zurückgeführt und entspricht im Grenzfall p_w = 0 der Tragfähigkeit des unverbügelten Querschnitts. Aufbauend auf den gewonnen Erkenntnissen wird ein Querkraftmodell entwickelt, das einen konsistenten Übergang für Bauteile mit und ohne Schubbewehrung ermöglicht und auf alle Betonarten anwendbar ist.