Seilverspannte Spannbetonbalken "Extradosed Bridges": Fid-Bau Portal

Seilverspannte Spannbetonbalken "Extradosed Bridges"

Ewert, S.

In Japan wurde in den letzten Jahren mehrfach ein neuartiges Tragsystem eingesetzt, bei dem die Tragwirkung durch eine Kombination aus Spannbetonbalken und Schrägseilbrücke erzielt wurde. Dieses Verfahren der 'extradosed bridges', das in Heft 95(2000) vorgestellt wurde, bietet nicht nur Möglichkeiten im Neubau, sondern, wie anhand von zwei Beispielen aus Norwegen und Palau (Pazifik) gezeigt wird, auch zur Ertüchtigung bestehender Spannbetonbrücken. Der Begriff 'extrados' beschreibt die äußere Vorspannung eines Spannbetonbalkens und wurde von dem französischen Ingenieur Jacques Mathivat eingeführt. Vorteil ist, dass die Bauhöhe über den Pfeilern deutlich verringert werden kann, und dass die Pylone im Vergleich zur reinen Schrägseilbrücke auch nur die halbe Höhe und keine Querriegel benötigen. Zudem ist für die Lasteinleitung der Schrägseile kein spezielles Verankerungselement nötig, es können die gleichen Methoden wie für die inneren Spannglieder der Brücke eingesetzt werden. Erstes Beispiel für die gelungene Instandsetzung einer schadhaften Spannbetonbalkenbrücke ist die Puttesundbrücke 100 km nördlich von Oslo, die mit 138 m Spannweite 1970 errichtet wurde und nach Jahren der Belastung eine bleibende Durchbiegung mit Schubrissen und unzureichender Scherfestigkeit aufwies. Durch Anordnung von zwei Y-förmigen Pylonen über den Mittelpfeilern konnte die Brücke wieder angehoben und fixiert werden. Lediglich während des Spannvorganges musste der Verkehr unterbrochen werden. Zweites Beispiel ist der Ersatzneubau einer Brücke zwischen Koror und Babelthuap, zwei Inseln der Republik Palau. Die 1977 fertiggestellte Betonbalkenbrücke hat eine Hauptspannweite von 241 m und war nach einem Sanierungsversuch 1996 eingestürzt. Mit 27 m hohen Pylonen und Versteifungsträgern von 3,5 bis 7 m Höhe ist der überspannte Hohlkastenquerschnitt nun nur noch halb so hoch wie vorher.