Realgasverhalten von speziell aufbereiteten Erdgasen: Fid-Bau Portal

Realgasverhalten von speziell aufbereiteten Erdgasen

Jaeschke, Manfred

Die Probe eines Nordsee-Erdgases, welches speziell behandelt ist, wurde mit der Gasdichtemessanlage vermessen. Dieses Erdgas zeichnet sich durch einen hohen Ethangehalt und einen sehr niedrigen Anteil höherer Kohlenwasserstoffe aus. Dabei zeigt sich, dass für dieses Erdgas das Realgasverhalten mit der SGERG88-Gleichung nicht mehr vorhergesagt werden kann. Bei einem Druck von 10 MPa treten Fehler von 0,5 % auf. Der Grund dafür ist, dass die sogenannte 1/3-Regel im DVGW-Arbeitsblatt G 486 (die Stoffmengenanteile aufeinanderfolgender Kohlenwasserstoffe stehen in einem Verhältnis von 3 : 1), die seinerzeit bei der Aufstellung der SGERG88-Gleichung für natürliche Erdgase angegeben wurde, für dieses Erdgas erheblich verletzt wird. Anhand der GERG-Datenbank wird die 1/3-Regel konkretisiert. Zur korrekten Berechnung des Realgasverhaltens von speziell behandelten Erdgasen müssen Gleichungen verwandt werden, die zur Beschreibung der Gasbeschaffenheit eine Vollanalyse benutzen. Alle neueren Gleichungen, MGERG88, AGA8-DC92 und GERG2004, geben die Messwerte für das speziell behandelte Nordsee-Erdgas innerhalb der Gesamtmessunsicherheit (Dichtemessung plus Gasanalyse) von 0,04 % wieder. Zur Zeit wird im DVGW-Arbeitskreis 'PK Gasbeschaffenheit' ein Konzept erarbeitet, unter welchen Bedingungen das SGERG88-Rechenverfahren nicht mehr angewandt werden darf und auf welche Weise die AGA8-DC92-Zustandsgleichung, die eine Vollanalyse benötigt, in die Gasmengenmessung eingebunden werden soll. Die neue GERG2004-Gleichung sagt das Realgasverhalten und damit die Dichte z.B. von Stickstoff reichen Erdgasen (L-Gas aus den Niederlanden) und Propan oder Butan reichen Erdgasen genauer als die AGA8-DC92-Gleichung voraus. Die neue GERG2004-Gleichung liegt in der endgültigen Form vor. Der entsprechende Entwurf für den ISO-Standard 20765-2 ist zur Zeit in Arbeit.