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Der Unfall auf der Ölbohrung von BP - Welche Rolle spielte die Zementierung?
Am 20. April 2010 trat um 20:52 Uhr Gas aus einem Bohrloch der Firma BP im Golf von Mexiko aus. Augenzeugen berichteten später, dass das Gas unter starkem Zischen und Sprudeln an der Meeresoberfläche austrat und einen smogartigen Sprühnebel bildete, welcher die 30 m über dem Meer befindliche Bohrinsel Deepwater Horizon gänzlich einhüllte. Wenige Minuten später entzündete ein Funke, wahrscheinlich ausgelöst von einem Fischerboot unterhalb der schwimmenden Plattform, das Gas, wodurch es zu einer gewaltigen Explosion kam. Durch sie wurde die Bohrinsel schwer beschädigt und brannte vollständig aus, bis sie am 22. April 2010 im Meer versank. Bei der Explosion wurden 11 Mitglieder der Bohrmannschaft getötet, hinzu kam ein gewaltiger Umweltschaden durch große Mengen an austretendem Öl. Erst Ende Juli gelang es, das unkontrollierte Sprudeln der Ölquelle mit Hilfe eines Auffangbehälters in den Griff zu bekommen. Wie konnte es zu diesem Desaster kommen? Eine von einem Expertenteam unter meiner Beteiligung im Juni in Houston, TX durchgeführte Analyse ergab, dass die eigentliche Ursache für die Katastrophe eine missglückte Zementierung der Bohrung im Lagerstättenbereich (∼ 5.500 m Tiefe) war. Im Folgenden werden die technologischen Aspekte zur Zementierung von Tiefseebohrungen allgemein und die Ereignisse auf der BP-Bohrung im Besonderen geschildert. Das Unglück auf der BP-Bohrung ist offenbar auf eine Verkettung von mangelnder Fachkenntnis, risikoreicher Vorgehensweise und nicht funktionierender Ausrüstung zurückzuführen. Eine herausragende Rolle spielte dabei der falsch ausgewählte und zusammengesetzte Zement. Man ist sich unter Experten einig, dass unter diesen Gegebenheiten ein Schaumzement nie hätte verwendet werden dürfen. Dazu kommt die enorme Überverzögerung des Zements, die offenbar auf Meinungsverschiedenheiten zwischen BP und Halliburton zur Bohrlochsohlentemperatur zurückzuführen ist (BP: 129 °C; Halliburton: 99 °C ein erheblicher Unterschied!). Der aufgrund des Zeitdrucks zu früh erfolgte Austausch der Bohrflüssigkeit gegen Meerwasser öffnete dem Kohlenwasserstoff den Weg nach oben, wo der Sicherheitsverschluss versagte. Die Lehren aus dem Vorfall sind vielfältig. Zum einen ist der Dichtigkeit von Zementierungen künftig ein viel stärkeres Augenmerk zu widmen. Darum muss die Ölindustrie über mehr Experten auf dem Gebiet der Tiefbohrzementierung verfügen und sie mit Entscheidungsbefugnis statt lediglich beratender Funktion ausstatten. Des Weiteren muss das Thema Risikomanagement oberste Priorität bekommen. Die Öffentlichkeit wird Offshore-Bohrungen auf Dauer nur dann akzeptieren, wenn die Ölfirmen überzeugend darlegen, dass sie ihrer großen Verantwortung für die Mitarbeiter auf den Bohrplattformen und die Umwelt gerecht werden. Die chemische Industrie hat aus den Vorfällen von Sandoz und Bhopal ihre Lehren gezogen. Es ist an der Zeit, dass die Ölindustrie das gleiche tut!
Der Unfall auf der Ölbohrung von BP - Welche Rolle spielte die Zementierung?
Am 20. April 2010 trat um 20:52 Uhr Gas aus einem Bohrloch der Firma BP im Golf von Mexiko aus. Augenzeugen berichteten später, dass das Gas unter starkem Zischen und Sprudeln an der Meeresoberfläche austrat und einen smogartigen Sprühnebel bildete, welcher die 30 m über dem Meer befindliche Bohrinsel Deepwater Horizon gänzlich einhüllte. Wenige Minuten später entzündete ein Funke, wahrscheinlich ausgelöst von einem Fischerboot unterhalb der schwimmenden Plattform, das Gas, wodurch es zu einer gewaltigen Explosion kam. Durch sie wurde die Bohrinsel schwer beschädigt und brannte vollständig aus, bis sie am 22. April 2010 im Meer versank. Bei der Explosion wurden 11 Mitglieder der Bohrmannschaft getötet, hinzu kam ein gewaltiger Umweltschaden durch große Mengen an austretendem Öl. Erst Ende Juli gelang es, das unkontrollierte Sprudeln der Ölquelle mit Hilfe eines Auffangbehälters in den Griff zu bekommen. Wie konnte es zu diesem Desaster kommen? Eine von einem Expertenteam unter meiner Beteiligung im Juni in Houston, TX durchgeführte Analyse ergab, dass die eigentliche Ursache für die Katastrophe eine missglückte Zementierung der Bohrung im Lagerstättenbereich (∼ 5.500 m Tiefe) war. Im Folgenden werden die technologischen Aspekte zur Zementierung von Tiefseebohrungen allgemein und die Ereignisse auf der BP-Bohrung im Besonderen geschildert. Das Unglück auf der BP-Bohrung ist offenbar auf eine Verkettung von mangelnder Fachkenntnis, risikoreicher Vorgehensweise und nicht funktionierender Ausrüstung zurückzuführen. Eine herausragende Rolle spielte dabei der falsch ausgewählte und zusammengesetzte Zement. Man ist sich unter Experten einig, dass unter diesen Gegebenheiten ein Schaumzement nie hätte verwendet werden dürfen. Dazu kommt die enorme Überverzögerung des Zements, die offenbar auf Meinungsverschiedenheiten zwischen BP und Halliburton zur Bohrlochsohlentemperatur zurückzuführen ist (BP: 129 °C; Halliburton: 99 °C ein erheblicher Unterschied!). Der aufgrund des Zeitdrucks zu früh erfolgte Austausch der Bohrflüssigkeit gegen Meerwasser öffnete dem Kohlenwasserstoff den Weg nach oben, wo der Sicherheitsverschluss versagte. Die Lehren aus dem Vorfall sind vielfältig. Zum einen ist der Dichtigkeit von Zementierungen künftig ein viel stärkeres Augenmerk zu widmen. Darum muss die Ölindustrie über mehr Experten auf dem Gebiet der Tiefbohrzementierung verfügen und sie mit Entscheidungsbefugnis statt lediglich beratender Funktion ausstatten. Des Weiteren muss das Thema Risikomanagement oberste Priorität bekommen. Die Öffentlichkeit wird Offshore-Bohrungen auf Dauer nur dann akzeptieren, wenn die Ölfirmen überzeugend darlegen, dass sie ihrer großen Verantwortung für die Mitarbeiter auf den Bohrplattformen und die Umwelt gerecht werden. Die chemische Industrie hat aus den Vorfällen von Sandoz und Bhopal ihre Lehren gezogen. Es ist an der Zeit, dass die Ölindustrie das gleiche tut!
Der Unfall auf der Ölbohrung von BP - Welche Rolle spielte die Zementierung?
Plank, J. (author) / Büllchen, D. (author) / Tiemeyer, C. (author)
2010
10 Seiten, 5 Bilder, 8 Quellen
Conference paper
German
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