Experimentelle Tragsicherheitsbewertung der Brücke über die Ilm in Darmstadt: Fid-Bau Portal

Experimentelle Tragsicherheitsbewertung der Brücke über die Ilm in Darmstadt

Bolle, G. / Bucher, C. / Huth, O. / Schwesinger, P.

Die untersuchte Brücke wurde vor 60 Jahren als 5-stegiger Plattenbalken errichtet. Als statisches System fand ein Einfeldträger mit beiderseitigem Kragarmen Anwendung. Am Ende der Kragarme schließen jeweils Stahlbetonschürzen den Überbau gegen die Erdanschüttung ab. In der jüngeren Vergangenheit stellten sich zunehmende Schiefstellungen der Flügelmauern ein. Vor 10 Jahren wurde das Erdreich im Bereich hinter den Schürzen durch Magerbeton ersetzt. Im letzten Jahr erfolgte eine Verbreiterung der Kappen und eine Erneuerung des Fahrbahnaufbaus. Da Unterlagen aus der Errichtungszeit nicht vorhanden sind, wurde der Querschnitt der Feldbewehrung 1992 neu bestimmt. Auf dieser Grundlage erfolgte eine Nachrechnung und im Ergebnis die Einstufung in die Brückenklasse Bk 16/16. Maßgebende Bauteile für die Begrenzung der Belastung waren die Randträger. Unklarheiten zum vorliegenden statischen System, fehlende Informationen über die Qualität der Verbindung Kappe-Randträger und nur ungenügende Kenntnisse zur Bewehrung und Materialeigenschaften erforderten eine experimentelle Tragsicherheitsbewertung, die im Rahmen des Forschungsvorhaben EXTRA II durchgeführt wurde. Ziel war die Wiedereinordnung in die Bk 30/30. Die Belastung wurde auf hydraulischem Wege durch 4 Belastungsrahmen im Kräftekreislauf auf die Konstruktion aufgebracht. Die Meßstellen wurden so gewählt, daß alle kritischen Bereiche für die statischen Systeme erfaßt wurden. Verformungsmeßgrößen waren: Durchbiegung in Feldmitte mit induktiven Wegaufnehmern, Stahldehnung der Feldbewehrung an drei Stegen mit DMS, Betonstauchung im Mittelstützenbereich mit DMS, vertikale Verschiebungen der Endauflager sowie Relativverschiebungen im Kappenbereich mit induktiven Wegaufnehmern. Die statischen und dynamischen Belastungsversuche werden näher dargestellt. Während aller Teilversuche reagierte das Tragwerk völlig elastisch, wobei während aller Laststufen die Reaktionen auch nicht annähernd den Bereich der Versuchsgrenzlast erreichten. Es konnten keine Rißbildungen beobachtet werden. Eine Wiedereinstufung in die Brückenklasse 30/30 konnte empfohlen werden.