pH-Wert-Erhöhung bei der Inbetriebnahme von Guß- und Stahlrohrleitungen mit Zementmörtel-Auskleidungen: Fid-Bau Portal

pH-Wert-Erhöhung bei der Inbetriebnahme von Guß- und Stahlrohrleitungen mit Zementmörtel-Auskleidungen

Nissing, W. / Klein, N.

Wegen der sehr langen Nutzungsdauer von mehreren Jahrzehnten werden für den Rohrinnenschutz von Wasserleitungen aus duktilem Gußeisen oder Stahl heute Zementmörtel-Auskleidungen eingesetzt. Bei der Inbetriebnahme derartiger Rohrleitungen mit frischen Zementmörtel-Auskleidungen kann es wegen der alkalisch reagierenden Bestandteile des Zements besonders bei weichem Trinkwasser zur kurzzeitigen pH-Wert-Erhöhung kommen. Durch verschiedene werkstoff- und wasserseitige Maßnahmen kann die Carbonatisierung des Zementmörtels begünstigt und beschleunigt werden. Bei weichen Wässern kann das Angebot an Kohlensäureverbindungen zur Ausbildung von Calciumcarbonat-Schichten auf der Mörteloberfläche durch Steigern der Fließgeschwindigkeit des Wassers erreicht werden. Die Fließgeschwindigkeit läßt sich beispielsweise durch Drosseln benachbarter Wasserleitungen erhöhen. Liegen im Versorgungsgebiet auch mittelharte oder harte Wässer vor, so können diese Wässer zum Spülen und Einfahren der ausgekleideten Rohrleitung verwendet werden. Ist die ausgekleidete Rohrleitung noch nicht mit Wasser gefüllt, kann eine Behandlung mit gasförmigem Kohlendioxid erfolgen. Das bei der Erhärtung des Zementmörtels entstandene Calciumhydroxid reagiert dadurch zu Calciumcarbonat. Für bereits mit Wasser gefüllte Rohrleitungen besteht die Möglichkeit der Carbonatisierung der Zementauskleidung durch dosierte Zugabe von Natriumhydrogencarbonat. Die technischen Möglichkeiten zur Realisierung dieser Verfahren und zur Überprüfung ihrer Wirksamkeit werden beschrieben. Die Zugabe von Kohlendioxid und Natriumhydrogencarbonat zum Trinkwasser ist zugelassen und wird in der Trinkwasserverordnung und im Lebensmittelgesetz geregelt.