Tunnelausbau mit dem System 'Doppeltunnel': Fid-Bau Portal

Tunnelausbau mit dem System 'Doppeltunnel'

Neumann, Dieter / Gipperich, Christof

Im Rahmen eines FE-Projektes der Hochtief AG, Essen, D und in Kooperation mit Herrenknecht, Schwanau, D wurde das Vortriebs- und Ausbausystem für einen Doppeltunnel, mit integrierter Mittelwand und Fluchtöffnungen im engen Abstand, bis zur Ausführungsreife entwickelt. Der Doppeltunnel mit Tübbingfenster soll gegenüber dem bisher üblichen System mit zwei Einzelröhren und Querschlägen Kostenvorteile und verbesserte Sicherheit bieten. Bei dem System Doppeltunnel werden zwei Einzelröhren zu einem Doppeltunnel-System zusammengeschoben. Beide Röhren bilden ein eigenständiges Tragsystem aus Tübbingringen, die über eine Pressfuge als Mittelwand direkt aneinander stoßen und miteinander verbunden werden. Aufgefahren und gesichert wird der Doppeltunnel mit einer Schildmaschine in einem Arbeitsgang. Die Anordnung von Fluchtwegen ist bei diesem System durch Fenster in der Mittelwand möglich. Statische Vorberechnungen haben gezeigt, dass das Doppeltunnel-System unter den in Lockergestein üblichen Randbedingungen von Wasserdruck, Erdlasten und Bettungssituationen beherrschbar ist. Als weiteres Novum kam ein eigens dafür entwickeltes Multi-Face-Schild zur Anwendung. Das Risiko aus der Neuentwicklung des Multi-Face-Schildes wird maßgeblich durch die gründliche Planung der TBM-Maschine und die Qualität der ausführenden Mannschaft bestimmt und ist somit durch Mehraufwand bzw. Mehrkosten bewertbar. Der obere Zwickelbereich über der Mittelwand muss aus erdstatischer Sicht als kritisch angesehen werden und wird bei nur bedingt standfesten Böden zum Nachbrechen neigen. Daher ist die Bandbreite der auffahrbaren Böden unter Berücksichtigung der zulässigen Setzungen etwas eingeschränkt. Demgegenüber liegt der Hauptvorteil der Doppeltunnelröhre in dem hohen Fertigungsgrad des Tübbingausbaus, bei dem die Rettungs- und Fluchtwege schon im Rohbau kostengünstig komplett miterstellt werden.