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Bewertung einer alten genieteten Stahlbrücke - Die Bösebrücke in Berlin

Klähne, Thomas

Die Bösebrücke wurde in den Jahren 1912 bis 1916 errichtet und zählt in Berlin zu den letzten noch bestehenden genieteten Stahlbrücken großer Spannweite und steht unter Denkmalschutz. Es handelt sich dabei um eine dreifeldrige Fachwerkbogenbrücke mit der Besonderheit eines verwendeten Nickelstahls im Mittelfeld. Für Haupttragwerk, Fachwerkknoten und Fahrbahnplatte wurden verschiedene Modelle abgebildet, die Nachweisführung erfolgte mit dem semiprobabilistischen Konzept. Die Tragfähigkeitsberechnung älterer genieteter Stahlkonstruktionen mit den Methoden der heutigen FEM-Analysen ist ein geeignetes Mittel zur realistischen Abbildung des Tragwerks. Dabei sollten aber der Montageablauf sowie das reale Tragverhalten, z.B. durch Kenntnis der tatsächlichen Lagerungs- und Kopplungsbedingungen, berücksichtigt werden. Für die Nachweisführungen empfiehlt es sich, von tatsächlichen Imperfektionen und Materialeigenschaften Kenntnis zu erhalten. Die Lebensdauerberechnung auf der Grundlage einer Schädigungsberechnung ist an die Kenntnis der Belastungsgeschichte gebunden. Die Bösebrücke konnte auf der Grundlage der durchgeführten Berechnungen in eine modifizierte, der Fahrbahnbreite angepasste Brückenklasse 30/30 nach DIN 1072 eingeordnet werden. Die Lebensdauerberechnung ergab, dass das Schädigungsniveau wegen der großen Einflussflächen für die Normalkräfte des Haupttragwerks und der relativ geringen Last der Fahrzeuge, bezogen auf die Gesamtlastbilanz gering ist und das Haupttragwerk hinsichtlich Ermüdung sehr robust ist. Verschiedene Maßnahmen wie Reduzierung des Eigengewichts zur Reduzierung des Spannungsniveaus, Auswechselung bzw. Verstärkung einzelner Bauteile wurden empfohlen, die im Rahmen einer anstehenden Instandsetzung durchgeführt werden können.