50 % weniger Primärenergie mit Kanalwärmenutzung: Fid-Bau Portal

50 % weniger Primärenergie mit Kanalwärmenutzung

König, Klaus W.

Seit 2010 bezieht die Siedlung "Seelberg-Wohnen" in Stuttgart-Bad Cannstadt Wärme aus Abwasser. Außergewöhnlich am Energiekonzept ist, dass der Strom für die Wärmepumpe vom Blockheizkraftwerk (BHKW) stammt und dass das Nahwärmenetz mit Heizzentrale in der Hand eines Contractors ist. Der Abwasser-Wärmetauscher wurde bei diesem Projekt in einem großen Abwasserkanal montiert, der in der Erschließungsstraße zum Baugebiet liegt. Es handelt sich dabei um einen speziell für große Wassermengen entwickelten Wärmetauschertyp. Die Wärmepumpe mit einer thermischen Leistung von ca. 155 kW(th) stellt die Grundlast der Wärmeversorgung für Heizung und Warmwasser zur Verfügung. Die Abwassertemperaturen von etwa 16 °C (min. 8 °C, max. 22 °C) im Jahresmittel führen zu relativ hohen Wärmequellentemperaturen. Damit sind mit der Wärmepumpe bei geeigneter Heizungsvorlauftemperatur Arbeitszahlen (Verhältnis erzeugte Wärme zu eingesetztem Antriebsstrom) von über 4,0 erreichbar. Die Heizkennzahl der Kombination Wärmepumpe/BHKW lag im Jahr 2012 bei 1,85, d.h. mit 1 kWh Gas konnten 1,85 kWh Wärme erzeugt werden. Der gemessene Deckungsanteil des innovativen Anlagenteils mit Wärmepumpe, Abwasser-Wärmetauscher und Gas-Blockheizkraftwerk liegt bei über 90 %. Die Nutzung der lokalen Ressource Abwasserwärme, der Einsatz von intelligenter Technik und eine innovative Wärmeverteilung mit niedrigen Temperaturen reduzieren die CO2-Emissionen um bis zu 54 %.